Licht und Schatten im Forstwirtejahr 2020

Zwei Krisen, erschwerte Marktbedingungen und ein zunehmender Hype um den Erholungsraum Wald machen heimischen Waldbesitzern das Leben schwer. „Das Jahr 2020 war von zwei weltweiten Krisen geprägt: Die Klima- und die Covid-19-Krise. Hinzu kommt ein sehr volatiler Markt. Einerseits haben wir es mit steigenden Kosten für Käferbekämpfung, Wiederaufforstung, Waldhygiene etc. zu tun, andererseits mit niedrigen Holzpreisen. Zudem steigen massiv die Anforderungen der Gesellschaft an die vielfältigen Waldfunktionen – vor allem die Erholungsfunktion hat den Wald 2020 mit einem regelrechten Ansturm an Freizeitnutzern an seine Grenzen gebracht. Im Kampf gegen den Klimawandel brauchen wir mehr denn je eine nachhaltige, aktive Waldbewirtschaftung“, resümiert DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich.

2020 zählt abermals zu den wärmsten Jahren der österreichischen Messgeschichte, aber der Sommer brachte zum Glück den so notwendigen Niederschlag für die Wälder. Das war eine kurze Verschnaufpause für Wald und Waldbesitzer, denn langfristig gesehen schreitet der Klimawandel unerlässlich und immer schneller voran. Covid-19 brachte den Markt zusätzlich durcheinander. Erschwerte Aufarbeitungsbedingungen und Arbeitskräftemangel durch den Lockdown taten ihr Übriges. Ab Mai 2020 ging es zumindest für die Marktpartner wieder bergauf. Die Sägeindustrie konnte ihren Betrieb wieder aufnehmen und erlebt seitdem einen Aufwärtstrend, während die Urproduktion aus dem Talboden nicht herauskommt.

In Zeiten der Ausgangs- und Reisebeschränkungen strömen deutlich mehr Menschen auf der Suche nach Erholung und Bewegung in die Wälder. In manchen Regionen werden wir künftig um Lenkungsmaßnahmen und klare Spielregeln für die Freizeitnutzung nicht herumkommen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in bedarfsorientieren Lösungen und vor allem in der Kommunikation“, ist der Verbandspräsident überzeugt.

Im Jahr 2020 betrug die österreichische Gesamt-Holzernte rund 16,4 Millionen Festmeter (2019: 18,9 Mio. FM). Der Niederschlag im Sommer brachte eine Entspannung bei den Käferkalamitäten. Somit halbierte sich die Schadholzmenge 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf 5,8 Millionen Festmeter (2019: 11,7 Mio. FM). Der klimawandelbedingte enorm hohe Schadholzanteil führte nicht nur zu einem Mengendruck, sondern auch zu einer Preisreduktion. Viele Waldbesitzer, die nicht von Kalamitäten betroffen waren, haben sich vom Markt zurückgezogen.

„Der Jahresdurchschnittspreis 2020 betrug beim Nadelsägerundholz 68,8 Euro pro Festmeter, das ist eine 30-prozentige Preisreduktion zu den eigentlich notwendigen Preisen von Mitte 2014. Im 3. Quartal 2020 lag der Sägerundholzpreisindex erstmals seit 2009 unter der 100-ProzentMarke. Bei solchen Preisen ist kein positives Ergebnis mehr möglich! Durch den Holzverkauf können wir die betrieblichen Kosten nicht mehr decken. Ein Lichtblick besteht darin, dass die Auftragsbücher der Sägeindustrie voll sind und große Investitionen angekündigt sind“, erläutert Felix Montecuccoli die aktuelle Holzpreissituation.

Der Blick in die Zukunft fällt gemischt aus: „Der Waldfonds bringt wertvolle Unterstützung für aktive Waldbewirtschaftung, die Nachfrage nach Holz und Holzwerkstoffen steigt. Wir brauchen weiterhin eine gute Konjunktur, positive Preisentwicklungen und auch Vertrauen und Transparenz in der Holzübernahme. Unter den schwierigen Marktbedingungen ist der Waldfonds eine ganz wichtige Hilfe für die Aufrechterhaltung  und Pflege klimafitter Wälder. Zur Biodiversitätsstrategie hält Montecuccoli fest: „Die Forderung nach Außer-Nutzen-Stellen ist ganz klar der falsche Weg. Der richtige Weg lautet: Holz nützen – Klima schützen! Und wir Landbewirtschafter müssen in den Prozess miteinbezogen werden. Bereits bisher erfolgreiche Vertragsnaturschutzlösungen bilden hier eine geeignete Grundlage!“ Weiters fordert der Verband mehr Tempo in der Umsetzung des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes. „Eines ist klar: Ohne biogene Energieträger ist die Energiewende nicht zu schaffen. Biomasse-Anlagen leisten auf dem Weg, weg von fossiler und hin zu erneuerbarer Energie, einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Biomasse ist eine wichtige Ergänzung zu emissionsfreien Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser. Zudem sichert der Fortbestand der Biomasseanlagen Wertschöpfung und Arbeitsplätze im ländlichen Raum.“ Außerdem fordert Präsident Montecuccoli eine steuerliche Entlastung statt einer Belastung: „ Steuern und Abgaben müssen aus Erträgen finanzierbar sein und keinesfalls aus der Substanz!“

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