Vom Hof auf den Tisch

Warum immer mehr Hotels auf eine eigene Landwirtschaft setzen

Wir sind es gewohnt, dass Lebensmittel immer und überall vorhanden sind. Doch das westlich geprägte Konsumverhalten hat auch Schattenseiten: Rohstoffe werden knapp, Produkte werden über Kontinente hinweg transportiert und die Müllberge wachsen. Genau deswegen manifestiert sich seit ein paar Jahren ein konträrer Trend: Privatpersonen wie Unternehmen setzen im Gegensatz dazu verstärkt auf Nachhaltigkeit.

Auch die EU hat inzwischen entsprechende Klimaziele definiert, die nun schrittweise erreicht werden sollen. Wer im Einklang mit der Natur lebt, setzt aber auch ein wichtiges Zeichen gegen den Massenkonsum und animiert mitunter andere dazu, sich ebenso für die Umwelt einzusetzen.

Doch lange Zeit gab es einen wirtschaftlichen Sektor, in dem nachhaltiges Handeln fast unmöglich schien: der Tourismus. Denn egal ob im 5-Sterne-Hotel oder im Familien-Apartment – die meisten Gäste wollten sich im Urlaub, in der wohlverdienten Pause, keine Gedanken über die Umwelt machen, sondern vor allem eines: die freien Tage genießen, mit so viel Komfort wie möglich. Mittlerweile hat aber auch in dieser Sparte die Nachhaltigkeit Einzug gehalten. Immer mehr Konzepte beweisen: Auch der Tourismus lässt sich in Einklang mit diesem neuen Bewusstsein bringen. Eine Entwicklung, die dabei an Fahrt aufnimmt, ist die Tatsache, dass Hotels sich zunehmend für eine eigene Landwirtschaft entscheiden.

„Farm-to-Table“: Ein Gourmet-Prinzip erobert die Welt

In aller Munde ist dabei das „Farm-to-Table“-Prinzip, zu Deutsch „Vom Hof auf den Tisch“. Immer mehr Hotels und Restaurants setzen auf dieses Gourmet-Konzept. Dabei geht es darum, genau zu wissen, wo die verarbeiteten Lebensmittel herkommen und auf möglichst hochwertige Zutaten zu setzen, die keine endlosen Lieferwege hinter sich haben. Je regionaler, desto besser also. Als Vorreiter gelten daher Hotels mit eigener Landwirtschaft oder Restaurants, die einen Teil der verwendeten Zutaten selbst anbauen. Etwa in einem eigenen Gemüsegarten oder gar auf dem Dach. Vertical Farming lautet hierbei das Stichwort. Der Vorteil: Das jeweilige Küchenteam hat für seine Kreationen Regionales und Saisonales zur Verfügung und kann alles Nötige selbst anbauen und ernten. Gäste profitieren wiederum von erstklassigen Lebensmitteln. Aber auch die Streuobstwiesen und Felder, auf denen all das gedeiht, haben ihren Charme: Umgeben von solch einer intakten Natur ergibt sich ein entspanntes Urlaubserlebnis fernab des Massenkonsums.

Blick hinter die Kulissen wagen

Ein Blick in die aktuellen Zahlen verrät: Die Nachfrage nach solchen nachhaltigen Hotel- und Restaurant-Angeboten steigt – und daher wächst auch das Angebot. Manche versuchen dabei, ihre Gäste noch stärker in das Geschehen einzubinden. Gartenführungen, bei denen Besucher in die Pflanzenwelt eintauchen können, oder das Mithelfen beim Ernten sowie das Naschen von Selbstgepflücktem werden somit immer beliebter. Ebenso fasziniert nach wie vor die Umwandlung frisch gemolkener Milch zu Käse. Und eine besondere Renaissance erlebt derzeit das Brotbacken. Die spielerische Vermittlung dieser natürlichen Kreisläufe schafft ein Erlebnis der besonderen Art und spinnt die Idee des Urlaubs auf dem Bauernhof weiter. Denn Gäste haben so nicht nur die Möglichkeit, sich zu informieren, wo die Lebensmittel herkommen, sondern können auch einen Blick hinter die Kulissen wagen.

Geschmack spielt eine essenzielle Rolle

Im Fokus steht bei diesem neuen Trend allerdings nicht nur der Nachhaltigkeitsaspekt, sondern es geht auch um einen authentischen Geschmack. Vom Hotel oder Restaurant selbst angebautes Obst und Gemüse, Kräuter und Pilze besitzen einen intensiveren Geschmack als Produkte aus dem Einzelhandel, die von weither gekarrt werden müssen. Dadurch bleiben mehr Vitamine und Nährstoffe erhalten. Ein solch nachhaltiger Urlaub kommt also auch der eigenen Gesundheit zugute. Ein weiterer Vorteil der „Farm-to-Table“-Betriebe ist die Unterstützung des traditionellen Obst- und Gemüseanbaus fernab von umweltzerstörerischen Methoden. Auch Tierwohl wird dabei großgeschrieben und in der Regel kommt Fleisch in Bio-Qualität auf den Tisch. Für die Zubereitung wird vielfach in alten Rezepten und Überlieferungen gekramt. Nach alter Tradition produziertes Fleisch, Milchprodukte, Fisch sowie Obst und Gemüse werden so auf moderne Art und Weise angerichtet und in die Gegenwart transportiert.

Den Nachhaltigkeitsgedanken zu Hause aufgreifen

Übrigens kann der Urlaub in einem solchen Hotel auch den Anstoß dazu geben, sich selbst intensiver mit den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Im Trend liegt nicht nur das Brotbacken, sondern immer mehr Menschen beginnen wieder, ihr eigenes Gemüse anzubauen. In Zeiten wie diesen braucht es dafür nicht mehr zwingend einen Garten, denn einige Obst- und Gemüsepflanzen lassen sich auch auf dem Balkon züchten. Und auch Gemeinschaftsgärten und „Urban Gardening“-Konzepte boomen.

Der Beitrag Vom Hof auf den Tisch erschien zuerst auf Blick ins Land.

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