Zivildiener als Retter in Notlagen

Bricht wegen einer Krankheit oder einem Unfall eine wichtige Arbeitskraft am Hof weg, kann das für bäuerliche Betriebe existenzbedrohend sein. Gerade wenn jemand für längere Zeit verhindert ist, sind Zivildiener, die ihren Dienst in der Landwirtschaft leisten, oft die einzige Möglichkeit, den Betrieb weiterzuführen.

Nicht nur im Rettungsdienst oder bei sozialen Einrichtungen, auch in der Landwirtschaft können junge Männer ihren neunmonatigen Zivildienst antreten. In Tirol rücken die Burschen – aufgeteilt auf zwei Termine –  jeweils im März und im November ein. Aktuell sind 28 Zivildiener in der Landwirtschaft im Einsatz. Sie müssen nicht nur anpacken, sondern oft auch mit extrem schwierigen Situationen am Bauernhof umgehen können.

„1988 gab es die ersten zwei Zivildiener in der Landwirtschaft. Seither konnten die engagierten jungen Männer mit ihrer Arbeit viele Sorgen der in Not geratenen Betriebe abfangen. Allein 2020 leisteten die Zivildiener auf 127 Tiroler Betrieben wichtige Einsätze und insgesamt über 38.000 Arbeitsstunden“, erklärt LK-Präsident Josef Hechenberger. Für die organisatorische Abwicklung des Zivildienstes ist die Landwirtschaftskammer gemeinsam mit dem Maschinenring verantwortlich. Hermann Gahr, Geschäftsführer des Maschinenring Tirol und Einsatzleiter der „Zivis“ erklärt: „Unsere Zivildiener kommen dort zum Einsatz, wo es rasch und unkompliziert Hilfe braucht. Sie bringen allesamt landwirtschaftliche Erfahrung mit und sind so im Ernstfall für die Betriebe eine wichtige Stütze.“

Eine solche Stütze brauchten auch Andrea und Hubert Lechleitner vom Tobadillerhof in Wenns. Im Juni 2020 erkrankte Hubert schwer und konnte von einem Tag auf den anderen nicht mehr arbeiten. „Natürlich helfen in so einer Situation alle zusammen: Unsere Kinder, Nachbarn, Freunde. Aber auf Dauer war unser Vollerwerbsbetrieb im ‚Krisenmodus‘ ohne externe Hilfe nicht zu stemmen“, erzählt Andrea Lechleitner. Schnell und unbürokratisch wurde der Familie ein Zivildiener vermittelt. Hubert Lechleitner erinnert sich: „Sobald du wieder die ersten klaren Gedanken fassen kannst, denkst du natürlich, ob zuhause am Hof wohl alles gut läuft. Da war es schon sehr beruhigend zu wissen, dass Unterstützung da ist.

Florian Kirchmair ist zwanzig Jahre jung, begeisterter Landwirt, gelernter Milchtechnologe und seit November am Tobadillerhof. Sein Vorgänger schulte ihn auf die Arbeitsabläufe am Hof ein. „Ich kann von meiner Zeit hier wirklich extrem viel mitnehmen. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und mir taugt die Arbeit. Es ist natürlich auch spannend einmal einen Einblick in einen anderen Hof zu bekommen. Außerdem habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, meint Kirchmair. Mittlerweile kann auch Hubert Lechleitner Schritt für Schritt wieder mehr am Betrieb mithelfen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bald nicht mehr auf die Hilfe durch Zivildiener angewiesen sind. Aber wir sind dankbar, dass es diese Möglichkeit gibt. Ohne Unterstützung hätten wir unseren Betrieb nicht so gut durch diese schwierige Zeit gebracht “, meint Familie Lechleitner.

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