Wohin zuerst mit der Photovoltaik
Österreich will 2030 Selbstversorger bei Ökostrom sein. Allerdings braucht es für den Ausbau der Photovoltaik klare Spielregeln. In der Landwirtschaft gibt es dafür eine eindeutige Nutzungs-Hierarchie. Erstens: Photovoltaik auf die Dächer. Zweitens: Ackerflächen doppelt nutzen, also für die Lebensmittel- und Ökostromproduktion. Drittens: Beste Ackerböden sollen der Lebensmittelproduktion vorbehalten bleiben und für die ausschließliche Ökostrom-Produktion tabu sein.
Beim Klimaschutz sind die bäuerlichen Familienbetriebe Teil der Lösung. „Wir forcieren, dass die bäuerlichen Familienbetriebe aktive Partner sowie Betreiber von Photovoltaik-Projekten werden“, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Damit bleibt die Wertschöpfung grundsätzlich auf den Höfen und in der Region. Titschenbacher: „So erschließen sich die Bauern als dezentrale Energiewirte neue Einkommensquellen wie beispielsweise den Verkauf von Ökostrom an die unmittelbare Nachbarschaft.“ Vorbild dafür sind die steiermarkweit etwa 600 Biomassenahwärme-Projekte, die seit vielen Jahren über 100.000 Privathaushalte und öffentliche Einrichtungen mit Biowärme versorgen.
Auch das geplante Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz priorisiert Photovoltaik-Anlagen auf Dächern. Allerdings erschweren beziehungsweise verhindern überbordende Netzzugangskosten diesen sinnvollen Weg. Präsident Franz Titschenbacher verlangt mit Nachdruck eine praktikable Nutzung der Dächer zur Ökostromproduktion: „Faire und transparente Netzzugangskosten, damit die beabsichtigte Wirkung des geplanten Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes sein Ziel nicht verfehlt.“ Allein in der Steiermark verfügen die landwirtschaftlichen Betriebe über 550 Hektar sofort geeigneter Dachflächen.
Die Photovoltaik-Mehrfachnutzung von Ackerflächen vereint die Lebensmittelproduktion mit der Ökostrom-Herstellung. Besonders geeignet sind beispielsweise die Sparten Gemüse, Obst, Wein und der Anbau von Ackerfrüchten sowie die Freilandhennen-Haltung. Die Kombination aus Hühnerhaltung und Photovoltaik ist in der Steiermark bereits in einer erfolgreichen Testphase. Mittelfristig will die heimische Geflügelbranche ihren gesamten Strombedarf sogar durch Mehrfachnutzungen selbst erzeugen. Zudem zeigen sich bei diesen mehrfach genutzten Flächen sogar positive Wirkungen hinsichtlich Humusaufbau und Insektenschutz – ein Musterbeispiel einer nachhaltigen Bewirtschaftung.
„Um die sichere Versorgung mit regionalen Lebensmitteln zu gewährleisten und einen diesbezüglichen Nutzungskonflikt zu vermeiden, ist es zwingend notwendig, beste Ackerflächen ausschließlich für die Lebens- und Futtermittelproduktion zu verwenden“, betont Titschenbacher. Flächen, die sich für Photovoltaik-Anlagen gut eignen sind beispielsweise: Hanglagen, die nur eingeschränkt zu bewirtschaften sind, ausgekieste Schottergruben, Lagerplätze, Industrie- und Gewerbebrachen, ehemalige Verkehrsanlagen oder auch vorbelastete Deponieflächen.
Der Land- und Forstwirtschaft ist es als einzigem produzierenden Sektor gelungen, durch umfassende Reduktionsmaßnahmen im eigenen Wirkungsbereich, die Emissionen gegenüber 1990 um rund 15 Prozent zu senken. Mit weniger als zehn Prozent der Gesamtemissionen versorgen unsere Bäuerinnen und Bauern die heimische Bevölkerung mit hochwertigsten Lebensmitteln und erneuerbare Energie. In Summe produziert die Landwirtschaft bereits jetzt zehnmal mehr Energie als sie selbst benötigt. Davon profitieren alle anderen Sektoren.
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Acker, Agrarpolitik, Bewirtschaftung, Hanglage, Lebensmittel, Ökostrom