Offener Brief der Grünen Bauern an LK-Präsidenten
Sehr geehrte Herren Präsidenten, sehr geehrter Herr Generalsekretär,
Mit Unverständnis haben wir die Aussagen von Herrn Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, in der ORF-Sendung „Konkret“ vom 02.02.2023 vernommen. In der Sendung behauptet Herr Lembacher im Zusammenhang mit dem Ziel die Pestizidausbringung zu
halbieren folgendes: „Wir haben ja biologische Landwirtschaft in der Vergangenheit gehabt – ohne Einsatz von Düngemittel, ohne Einsatz von Pflanzenschutzmittel. Es war die Zeit, wo regelmäßig auch Hungersnöte ausgebrochen sind und das wünsche ich mir nicht und ich glaube auch nicht, dass das ein realistisches und sinnvolles Ziel wäre“. Diese Behauptung ist nicht nur faktisch unwahr, sondern ein Affront gegenüber Biobäuer:innen. Wir fordern Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, sowie die Präsidenten der Landeslandwirtschaftskammern auf, sich von der Aussage Lembachers zu distanzieren. Von Herrn Generalsekretär Lembacher erwarten wir eine Entschuldigung und Richtigstellung dieser diffamierenden und unwahren Aussage über rund 20% der Mitgliedsbetriebe der Landwirtschaftskammern.
In Österreich wird jeder fünfte Bauernhof biologisch bewirtschaftet. Die Biolandwirtschaft ist damit ein zentraler Bestandteil der heimischen Lebensmittelversorgung. Darüber hinaus ist sie Vorreiterin in Sachen Klima- und Bodenschutz. Gerade in Zeiten multipler Krisen hat die Biolandwirtschaft ihren Wert und ihre Resilienz bewiesen. So gab es während der Covid-19 Pandemie einen regelrechten Bio-Boom und in Zeiten der fossil-getriebenen Inflation, beweist die Bio-Landwirtschaft, aufgrund ihrer weitgehenden Unabhängigkeit von fossilen Grundstoffen, ihre Preisstabilität und Krisensicherheit.
Die Unterstellung, Biolandwirtschaft mit möglichen Hungersnöten in Verbindung zu bringen, und damit die Arbeit vieler Bäuerinnen und Bauern quer durch Österreich kleinzureden, ist somit nicht nur unwahr, sondern einer Standesvertretung aller (!) Bäuerinnen und Bauern unwürdig. Die heimischen Bio-Betriebe sind per Gesetz Mitglieder der Landwirtschaftskammer und zahlen wie alle anderen Betriebe Mitgliedsbeiträge. Damit verdienen auch die Bio-Betriebe eine starke Vertretung, die ihre Interessen nach innen und außen vertritt, ihre Arbeit wertschätzt und nicht öffentlich denunziert, indem sie ihre Wirtschaftsweise als überholt und einem Stand gleich wie vor 2.000 Jahren darstellt. Als Grüne Bäuerinnen und Bauern fordern wir von den Landeslandwirtschaftskammern, sowie von der Landwirtschaftskammer Österreich ein klares Bekenntnis zur Bio-Landwirtschaft und eine Distanzierung von den Aussagen Herrn Lembachers.
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