ÖBV kritisiert Verlustersatz
Innerhalb eines Monats wurde nun schon das zweite Millionenpaket für den intensiven Schweinesektor geschnürt: Der Covid-19 Verlustersatz und der so genannte Tierwohlpakt schaufeln Millionen an Steuergeldern in ein System, das längst nicht mehr vertretbar ist. „Die Coronakrise zeigt deutlich: Jetzt Einkommen für alle sichern, System ändern und Sojaimporte stoppen, das muss die Devise sein!“, so Franziskus Forster von der ÖBV-Via Campesina Austria.
Denn mit dieser Politik geht die Vernachlässigung der dramatischen Einkommenslage in allen anderen Bereichen einher: Bergbetriebe, Mutterkuhhaltung, Milch und die Vielfalts- und Direktvermarktungsbetriebe etc. Auch die Biolandwirtschaft wird einmal mehr ignoriert. Höfe, auf denen besonders viel für die Gesellschaft geleistet wird. „Der intensive Schweinesektor bekommt die Differenz zum letzten Höhenflug erstattet, während die Einkommen der Mehrheit der Höfe in Österreich dauerhaft im Keller sind. Es braucht endlich Antworten im Sinne aller und keine Schnellschüsse zum Systemerhalt im Interesse der Schweine-Exportbranche! Für Bergbetriebe sind diese Höhenflüge gar nicht möglich, entsprechend werden sie dieser Logik folgend mit dem Verlustersatz auch nicht gerettet. Das ist ungerecht.“ so Forster weiter. “Als ersten Schritt fordern wir in unserer Petition für die neue GAP die doppelte Förderung der ersten 20 ha bei den Direktzahlungen.”
Die ÖBV kritisiert, dass weiterhin 320.000 t Sojafuttermittel allein für die intensive Schweinebranche importiert werden, großteils GVO-Soja aus industrieller Landwirtschaft auf Kosten von Regenwäldern, Biodiversität und Kleinbauern in Südamerika. Das verschärft die Klimakrise, die alle auf ihren Höfen spüren. „Hier von ‚Selbstversorung‘ zu reden, ist irreführend. Gefordert ist ein Ausstieg aus diesen Sojaimporten, eine Mengenreduktion und dafür bessere Preise.“
In China wurden aufgrund von ASP 120 Mio. (mit Importsoja gefütterte) Schweine präventiv gekeult bzw. verbrannt. Das hat die Schweineexporteure in Österreich bewogen, die Produktion für Exporte noch weiter zu maximieren. Und tatsächlich: Ein Höhenflug bei den Schweinepreisen setzte ein. Selbst die AMA warnte bereits 2019 davor, dass ein Sinken der Preise absehbar ist – was prompt und in Verbindung mit Corona auch eintrat. Zusätzlich ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis ASP auch in Österreich nachgewiesen wird.
Der konventionelle und intensive Schweinesektor hat in den letzten Jahren einen drastischen Rückgang bei den Betrieben zu verzeichnen, zugleich ist die Zahl der Schweine pro Betrieb massiv gewachsen, was mit vielen negativen sozialen und ökologischen Folgen verbunden ist. „Wir sehen eine grundlegende Abkehr von einer standortgerechten Landwirtschaft.“, so Forster. Genau diese Strukturen stellen sich nun als hochgradig verwundbar heraus. Jene Betriebe, die nicht exportieren, befinden sich in dieser Lage dabei in einer Art „Co-Abhängigkeit“ zur Exportbranche und sind unter Bedingungen von Überschüssen, Schleuderpreisen und Machtkonzentration im vor- und nachgelagerten Bereich, sowie berechtigter öffentlicher Kritik (Tierwohl, Nitratverschmutzung des Grundwassers, Antibiotika, Sojaimporte etc.) in einer dauerhaft prekären Lage. „Hier muss das System geändert werden. So kann es nicht weitergehen.“ so Forster.
Wie es völlig anders geht, zeigt der Bioschweine-Sektor seit Jahrzehnten vor. Weniger ist mehr, heißt die Devise. Keine Sojaimporte, bessere Preise, nachhaltiges Wachstum bei viel besseren Haltungsbedingungen und Qualitäten, zusätzlich positive Auswirkungen auf die Umwelt. Das ist standortgerechte Landwirtschaft. Und die Nachfrage wächst laufend. „Köstinger redet ständig von ‚regional‘. Aber ihre Politik stärkt genau das Gegenteil. Das hat keine Zukunft.“ so Forster abschließend.
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