KeyQUEST Studie:
Lange Aufgabenliste für den neuen Landwirtschaftsminister
Anlässlich des Rücktritts von Frau Bundesministerin Elisabeth Köstinger hat KeyQUEST eine Online-Landwirte-Umfrage in sozialen Medien gestartet. Auch wenn es sich bei den Ergebnissen um kein repräsentatives Bild handelt, liefert die Studie ein Stimmungsbild über die wichtigen agrarpolitischen Herausforderungen für den neuen Minister aus Sicht der befragten Landwirte.
Was bleibt von Frau Minister Köstinger?
Im Rückblick wird die scheidende Ministerin wird von Österreichs Bauern und Bäuerinnen recht ambivalent gesehen. Einerseits fällt die Bewertung der Arbeit von Frau Köstinger mit einer Durchschnittsnote von 2,8 durchaus kritisch aus. Andererseits wird ihr vor allem die Umsetzung der „Herkunftskennzeichnung für österr. Lebensmittel“ positiv angerechnet. Auch der „Kampf gegen unfaire Geschäftspraktiken entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette“ ist den Köpfen der Agrarier positiv mit der Arbeit der Ministerin a.D. verbunden.
Was sagen die Landwirte zum neuen Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig?
Wenig überraschend ist der neue Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig noch ein unbeschriebenes Blatt. Auf die Frage „Wie geeignet Norbert Totschnig für die Position des Landwirtschaftsministers ist“ konnten 50% mangels Bekanntheit kein Urteil abgeben. Von jenen die sich ein Urteil zutrauten, sind 46% der Meinung, dass Totschnig ein geeigneter Kandidat ist (Note 1 und 2). 20% sind neutral bis skeptisch (Note 3), während die restlichen 34% Totschnig für wenig geeignet halten (Note 4 und 5). Wobei es folgende interessante Zusammenhänge gibt:
- Große und Haupterwerbsbetriebe sind kritischer als kleinere und Nebenerwerbsbetriebe.
- Betriebsführer von Biobetrieben halten Totschnig für weniger geeignet als konventionelle Betriebe.
- Landwirte in Ostösterreich (NÖ, Wien und Burgenland) sehen den neuen Landwirtschaftsminister mit deutlich mehr Skepsis als Betriebsführer aus anderen Regionen. Offenbar hätten sich vor allem die Niederösterreicher lieber einen Landwirtschaftsminister aus dem eigenen Bundesland gewünscht.
- Außerdem gilt: Je jünger die Betriebsführer desto kritischer wird der neue Landwirtschaftsminister gesehen.
Wo sehen Österreichs Landwirte/innen den größten Handlungsbedarf in der Agrarpolitik?
Folgt man den Antworten der befragten Landwirte, so gibt es eine lange ToDo-Liste für den neuen Landwirtschaftsminister. Ganz oben auf der Liste finden sich zwei Themen die eng mit dem Schutz der österreichischen Landwirtschaft vor (Billig)Importen verbunden sind. Konkret werden „gleiche Produktionsstandards für Importprodukte“ (66%) und die lange versprochene „Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie“ (63%) vehement gefordert. Will der neue Landwirtschaftsminister allen Wünschen der Landwirte gerecht werden, sollte er auch die Punkte „mehr Kommunikation mit der Gesellschaft wie Landwirtschaft funktioniert“ (41%) und “ Maßnahmen gegen die Verbauung“ (40%) in sein Arbeitsprogramm aufnehmen. Daneben wäre es noch wichtig unrealistische Tierschutzbestimmungen (40%) zu verhindern, einen Gegenpol zur Marktmacht des Lebensmittelhandels (38%) aufzubauen und Maßnahmen gegen überschießende Betriebsmittelpreise (34%) zu setzen. „Insgesamt also eine sehr umfassende Wunsch- bzw. Aufgabenliste für den neuen Minister“, fasst KeyQUEST Geschäftsführer Johannes Mayr die weitreichenden Anforderungen der heimischen Landwirte zusammen.
Die Eckdaten der Umfrage:
- 497 Online Interviews mit Betriebsführern, aber auch Hofnachfolgern landw. Betriebe in Österreich.
- Die Interviews wurden zwischen 9.5.2022 und 20.5.2022 durchgeführt.
- Nicht repräsentatives Convenience Sample; Die Teilnehmer wurden über verschiedene Social Media Kanäle zur Teilnahme aufgefordert.
- Besonderheiten der Stichprobe / Abweichungen zu repräsentativen Stichproben:
- OÖ ist mit 50% der Teilnehmer überdurchschnittlich stark vertreten,
- Das Durchschnittsalter ist mit 40 Jahren deutlich jünger als dies in der Grundgesamtheit ist.
- Milchviehbetriebe sind überdurchschnittlich stark vertreten.