Erste Frostschäden im Obstbau
Aufgrund des überdurchschnittlich warmen März ist die Vegetation schon weit vorangeschritten. So ist in der Wachau die Vegetation um mehr als 14 Tage weiter als im 10-jährigen Durchschnitt. Auf der anderen Seite hat sich die kalte Luft aus dem Norden in den vergangenen Tagen durchgesetzt. So gab es in exponierten Lagen im Burgenland, in Niederösterreich und der Steiermark Nächte mit bis zu minus 8°C.
Die Konsequenz der frühen Vegetation einerseits und der tiefen Temperaturen anderseits: Die prognostizierten Frostschäden in der Landwirtschaft sind leider eingetreten und haben den Obstbau – vor allem das Steinobst mit den Marillen, Zwetschken, Nektarinen und Kirschen, teilweise auch das Kernobst mit Äpfeln und Birnen – schwer getroffen. Bei Marillen sind punktuell Totalausfälle zu erwarten. „Aktuell gehen wir nach ersten Bewertungen durch unsere Sachverständigen davon aus, dass ein Drittel der gesamten Obstfläche, also rund 4.000 Hektar, von Frostschäden betroffen ist. Der Gesamtschaden beträgt aus heutiger Sicht rund 35 Millionen Euro“, so der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, in einer ersten Zwischenbilanz: „Erst wenn die Temperaturen weiter ansteigen und erkennbar ist, wie sich die Kulturen weiterentwickeln, wird das endgültige Schadensausmaß sichtbar sein. Auch für heute 6. April sind nachts Minustemperaturen prognostiziert.“
Vielen Obstbauern ist das Katastrophenjahr 2016, mit einem Schaden von mehr als 200 Millionen Euro, noch in Erinnerung. Auch die folgenden Jahre (2017/2020/2021) waren wiederkehrend frostig. Und: Aufgrund der Erderwärmung beginnt die Vegetation immer früher. In Kombination mit Frostnächten, die grundsätzlich um diese Zeit nichts Ungewöhnliches sind, stellt der verfrühte Vegetationsbeginn auch in Zukunft eine zunehmend existentielle Bedrohung dar.
„Als agrarischer Spezialversicherer mit der umfassendsten Produktpalette Europas haben wir schon im Jahr 2013 auf dieses Risiko reagiert. Seither können Obstbauern das Risiko Frost bei uns versichern. Heute sind zwei von drei Obstbauern bei uns versichert. Je nach Obstkultur sind mehr als 60 Prozent der Flächen versichert. Das ist mittlerweile unerlässlich, um die Landwirtschaft zu schützen und die Lebensmittelversorgung im eigenen Land auch zukünftig sicherzustellen. Denn es handelt sich auch um eine Frage der Sicherheit für eine hohe Lebensmittelversorgung im eigenen Land. Wenn diese immer weiter sinkt, werden wir zunehmend auf Importe angewiesen sein, verlieren Wertschöpfung im eigenen Land und machen uns sehr verletzbar“, weist Weinberger aufgrund der existentiellen Bedrohung durch Frostrisiken auf die Wichtigkeit eines umfassenden Risikomanagements im Agrarsektor in Kombination mit einem Private Public Partnership System hin.
Der Beitrag Erste Frostschäden im Obstbau erschien zuerst auf Blick ins Land.