Importstopp für Putenfleisch aus problematischen Ställen

“Entsetzt und verärgert“ zeigte sich die heimische Geflügelwirtschaft in einer ersten Reaktion auf die heute veröffentlichten Recherchen der Initiative oekoreich, wonach im österreichischen Lebensmittelhandel ausländisches Putenfleisch aus tierquälerischer Haltung vermarktet werden soll. In den Enthüllungen wird dem großen italienischen Geflügelproduzenten und -vermarkter AIA – der bereits vor zwei Jahren durch Berichte über gravierende Tierrechtsverstöße für mediale Aufmerksamkeit gesorgt hat (siehe dazu u. a. OTS0125 vom 17. Februar 2022: https://bit.ly/AIA22)  u. a. der Einsatz von “Toe Trimming“ vorgeworfen.

Bei dieser Methode werden Küken kurz nach dem Schlupf mittels Mikrowellen die Zehen verödet, damit sich die Tiere bei dichter Belegung im Stall nicht verletzen und so die Schlachtkörperqualität trotz der beengten Haltungsbedingungen unbeeinträchtigt bleibt. In Österreich ist dieses “Toe Trimming“ verboten und wird von der Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ) auf das Schärfste verurteilt. Dazu GWÖ-Obmann Markus Lukas: “Toe Trimming ist unethisch und die perverse Konsequenz einer viel zu dichten Haltung. Wir wollen und brauchen so etwas bei uns nicht. In unseren Ställen haben die Puten um bis zu 70% mehr Platz und leben dadurch nachweislich gesünder, was sich auch am massiv gesunkenen Antibiotikaeinsatz festmachen lässt.“

Eine “Schieflage orten die heimischen Interessenvertreter auch in der öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung. Statt sich zu den  österreichischen Standards zu bekennen, die auch im nationalen Aktionsplan für nachhaltige Beschaffung festgeschrieben wurden, wird in vielen Einrichtungen nach dem “Billigstbieterprinzip“ ausländische Billigware eingekauft. Anders sei der schwache Absatz von heimischem Putenfleisch in der Gemeinschaftsverpflegung nicht zu erklären.

Der Import von Billigfleisch aus bei uns verbotener Haltung verunsichere die Konsumenten – und schädige so die heimische Putenhaltung doppelt, so Lukas. “Wenn man der tier- und umweltfreundlichen Putenhaltung in Österreich eine Chance geben will, dann muss das Fleisch hinsichtlich Herkunft und Haltungsform überall korrekt gekennzeichnet werden“, forderte der GWÖ-Obmann. Ohne ausreichende Kennzeichnung könnten sich die Österreicherinnen und Österreicher nicht bewusst für hochwertige heimische Qualität entscheiden.

In der Gastronomie würden viele Gastwirte die Herkunft des Fleischs bereits freiwillig und im Interesse der Transparenz ausweisen. “Aber dort, wo die Herkunft nicht ausgewiesen wird, muss man als Gast mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass leider Billigprodukte aus einer Tierhaltung verarbeitet werden, die in Österreich aus Tierschutzgründen verboten ist“, stellte Lukas abschließend fest.

Wer sicher heimisches Putenfleisch kaufen wolle, achtet auf das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel.

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