Forstwirtschaft in der Mangel dreier Plagen

Klima, Markt und COVID-19 Klimawandel, Corona-Krise und erschwerte Marktbedingungen haben die heimische Forstwirtschaft fest im Griff. Diese Dreifachherausforderung bringt Waldbesitzer in eine äußerst prekäre wirtschaftliche Situation. „Wir haben es einerseits mit steigenden Kosten für Käferbekämpfung, Wiederaufforstung, Waldhygiene usw. zu tun und andererseits mit sinkenden Holzpreisen, die sich aktuell auf einem historisch niedrigen Niveau befinden. Daneben steigen massiv die Anforderungen der Gesellschaft an die vielfältigen Waldfunktionen. Unter diesen erschwerten Bedingungen ist kein nachhaltiger Erfolg mehr möglich. Zahlreiche Forstbetriebe werden heuer mit der reinen Forstbewirtschaftung Verluste schreiben“, resümiert DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich.

Anfang des Jahres mussten heimische Land- und Forstwirte vom Schlimmsten ausgehen – das Frühjahr 2020 war geprägt von enormer Trockenheit und fehlendem Niederschlag. Früher Borkenkäferflug, schlechte Wasserversorgung der Böden und Waldbrandgefahr hielten Waldbesitzer in Atem. Der Sommer 2020 bestätigt laut ZAMG zwar den Trend zu einem immer wärmeren Klima, aber er brachte zum Glück den so notwendigen Niederschlag für Felder und Wälder. Leider war dies nur eine kurze Verschnaufpause für Wald und Waldbesitzer, denn längerfristig gesehen schreitet der Klimawandel unerlässlich fort. „Der Regen im Sommer und Herbst war gut für den Wald, er brachte eine bessere Wasserversorgung der Böden. Die Bäume konnten sich so gegen den Angriff der Borkenkäfer besser wehren und durch die teilweise kühleren Phasen dauerte die Entwicklungsphase der Borkenkäfer etwas länger. Das verschafft uns Zeit und etwas Entspannung von den extremen Borkenkäferjahren 2018 und 2019. Wir rechnen daher in diesem Jahr auch mit einem geringeren Einschlag als 2019, da sich die Borkenkäfer-Zwangsnutzung etwas entspannt hat“, erklärt Montecuccoli.

Die aktuellen Marktbedingungen erschweren jedoch die verantwortungsvolle Aufgabe der heimischen Waldbesitzer. Die Holzpreise befinden sich seit mehreren Jahren auf einer Abwärtsspirale. War zu Beginn des Jahres 2020 – also vor der COVID-19-Pandemie – noch ein leichter Trend nach oben erkennbar (März: 71,2 Euro/fm), befinden sich die Holzpreise seit der Corona-Krise erneut auf Talfahrt (September: 62,2 Euro/fm). „Aktuell haben wir einen Jahresdurchschnittspreis (Jänner bis September 2020) von 66,8 Euro je fm. Im 3. Quartal 2020 ist der Sägerundholzpreisindex erstmals seit 2009 unter der 100%-Marke angekommen. Bei solchen Preisen ist kein positives Ergebnis mehr möglich! Mit dem Holzverkauf können wir die betrieblichen Kosten nicht mehr decken. Mit derartigen Rahmenbedingungen wird eine nachhaltige Forstwirtschaft in Gefahr gebracht. Ein kleiner Lichtblick besteht darin, dass für das 4. Quartal eine Preissteigerung prognostiziert wird, die Auftragsbücher der Sägeindustrie voll sind und diese auch große Investitionen angekündigt haben“, erläutert DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe die aktuelle Holzpreissituation, „das muss aber nun dringend auch realen Niederschlag bei den Waldbesitzern finden“.

Das sich weltweit ausbreitende Virus, das Anfang des Jahres auch Österreich getroffen hat und nach wie vor unser aller Leben einschränkt, hatte auch Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette Holz. Die Sägeindustrie drosselte im Frühjahr ihre Produktion, die Nachfrage nach heimischen Frischholz ging zurück und die Preise sind massiv gesunken. Erschwerte Aufarbeitungsbedingungen und Arbeitskräftemangel durch den Lockdown taten ihr Übriges. „Die Forstbetriebe haben sich in ihren Tätigkeiten gut an die vorgegebenen Sicherheitsbestimmungen angepasst, die Marktsituation ist aber leider nach wie vor kritisch und die Auswirkungen der Pandemie auf den Holzmarkt und die gesamte Wirtschaftslage werden sich erst zeigen. Gesamtgesellschaftlich ist es ganz wesentlich, dass die produzierende Wirtschaft aufrecht erhalten bleibt – von der Rohstoffproduktion im Wald bis zu den fertigen Holzprodukten“, so der Verbandspräsident.

Ein Blick über die Grenzen Österreichs hinaus zeigt, dass unsere Nachbarländer Tschechien und Deutschland ihren Holzeinschlag in den letzten Jahren wegen der Borkenkäferschäden massiv erhöht haben (2008-2017: durchschnittlich rund 87 Mio. fm // 2019: 121 Mio. fm). Diese Steigerung der Holzernte bewirkt einen enormen Mengendruck auf dem Holzmarkt. Klimawandel und Kalamitäten verursachen Rekordholzmengen, die wiederum die Importe steigern und somit heimische Holzpreise unter Druck setzen.

Seit dem Jahr 2015 boomt der Weltmarkt beim Nadelschnittholz. Hohe Nachfrage und hohes Importvolumen konnte vor allem für die USA und China verzeichnet werden. „Längerfristige Prognosen zeigen, dass Nadelschnittholz weiterhin sehr gefragt sein wird. Das Dilemma dabei ist, dass sich die Märkte für Schnittholz und Rundholz entkoppelt haben und die Forstwirtschaft von diesem Aufschwung für die Industrie nicht profitieren kann“, so Montecuccoli.

„Das vom Nationalrat Anfang Juli beschlossene Waldfondsgesetz soll die richtigen Maßnahmen mit ausreichendem Budget bringen. Das Maßnahmenpaket ist grundsätzlich dort angesetzt, wo es benötigt wird: Unterstützung aktiver Waldbewirtschaftung bei Wiederaufforstung, Waldpflege, Waldbrandprävention, Forstschutz oder auch die Errichtung von Nass- und Trockenlager. Aber auch Forschung und Innovation – Stichwort Holzgas, Biotreibstoffe, klimafitte Wälder etc. – sollen vorangetrieben und eine Holzbauoffensive forciert werden. Die zugesagte Hilfe muss aber jetzt rasch im Wald und bei den betroffenen Waldbesitzern ankommen“, appelliert der Verbandspräsident abermals an die Regierung, das Programm gleich nach der Genehmigung durch die Europäische Kommission umzusetzen und dabei den bürokratischen und administrativen Aufwand so gering wie möglich zu halten. Waldbesitzer sind Klimahelden „Österreichs Wald verändert sich. Ein Waldumbau und damit eine Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen finden laufend statt. Waldbewirtschafter setzen alles daran, eine nachhaltige, klimafitte und enkeltaugliche Forstwirtschaft in Österreich aufrecht zu erhalten. Denn nur gut gepflegte Wälder sind auch in der Lage, all die multifunktionalen Leistungen des Waldes für Umwelt, Klima und Gesellschaft zu erbringen. Seit Jahrhunderten bewirtschaften österreichische Waldbesitzer ihre Wälder verantwortungsvoll und nachhaltig – auch im Sinne des Generationenvertrages, damit auch unsere Kinder und Enkelkinder einen klimafitten Wald vorfinden können. Aktive Waldbewirtschaftung ist Klimaschutz und Waldbesitzer sind Klimahelden“, so Verbandspräsident Montecuccoli.

Der Beitrag Forstwirtschaft in der Mangel dreier Plagen erschien zuerst auf Blick ins Land.

Agrarpolitik, Borkenkäfer, News, Sägeindustrie, Schnittholz, Wald, Waldfondsgesetz