Wie mit Lebensmitteln sparsamer umgehen?

Parallel zur Grünen Woche findet das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) statt. Bei dieser Konferenz diskutieren rund 2.000 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft das Schwerpunktthema, wie der internationale Handel gestaltet werden muss, um eine sichere Ernährung für alle zu ermöglichen.
Ein Drittel der gesamten Nahrungsmittelproduktion geht jährlich weltweit verloren. In Summe sind das 1,6 Mrd. t. Bis zum Jahr 2030 werden es laut Experten 2,1 Mrd. t sein. Und das, obwohl 870 Mio. Menschen Hunger leiden. Deshalb mahnte Liliana Annovazzi-Jakab: „Wir haben keinen zweiten Planeten und keine zweite Chance.“Sie präsentierte eine kostenlose Softwarelösung, um die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu bremsen. Dabei handle es sich um einen Online- „Marktplatz“. Diese Lösung würde laut Annovazzi-Jakab einen wirklichen Wandel mit sich bringen, denn von Bauern über Verpacker und Transporteuren bis zu den Importeuren würden alle verlieren, wenn so viele Lebensmittel aus der Lieferkette herausfallen. „Die Verluste sind riesig groß“ und nannte als Beispiel einen niederländischen Bio-Produzenten, der jährlich 7,9 Mio. Euro nur aufgrund vom Wegwerfen seiner Lebensmittel verliere. Noch dramatischer sei die Lage bei Avocados aus Kenia oder Spargel aus Peru, die bereits eine Reise hinter sich hätten, sagte Annovazzi-Jakab. Deshalb sollen nun Daten generiert werden, wie viel Wasser, Land und Energie eingespart würden, wenn diese Lebensmittel nicht erzeugt werden.
Mattson zeigte hingegen Verständnis für Spezifikationsbeschreibungen und Qualitätsstufen: Normen dienten der Kommunikation zwischen Käufer und Verkäufer über weite Distanzen, sagte sie. Doch Kenia leidet noch unter einem weiteren Problem: Der durchschnittliche Landwirt in dem afrikanischen Land sei 65 Jahre alt, sagte Ojepat. „Wir werden bald Hunger leiden, weil jene, die anbauen, weg sind. Die Jungen laufen vor der schmutzigen Arbeit davon. Sie müssten wieder zurückgeholt werden“, sagte er.
„Wichtig ist, dass der Konsument in den Marktmechanismus eingebunden werden kann“, sagte Máximo Torero, stellvertretender Generaldirektor der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der FAO. In Europa gehe es vielen mehr um Kaliber und Größe einer Mango als um deren Geschmack. „So werden viele Früchte auf den Bäumen zurückgelassen, die zählen wir gar nicht dazu.“ Weltweit würden 14% der produzierten Nahrung verloren gehen.
„Wenn schönes Wetter herrscht, haben wir zu viel Salat, und er wird zum Teil eingeackert“, sagte Thomas Heim, Professor an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Deshalb habe seine Hochschule einen Marktplatz entwickelt, wo Informationen bereitgestellt werden könnten: „Wenn ein Erzeuger weiß, dass er in einigen Wochen unansehnliche Äpfel haben wird, ist das für einen Smoothie-Erzeuger interessant, für den das Aussehen von Äpfeln keine Rolle spielt“, sagte Heim. Seitens der UN werde auch über alternative Lieferketten nachgedacht, ergänzte die UNECE-Repräsentantin. „Müssen wir alle an Tesco, Carrefour und Aldi verkaufen?“, fragte sie. Es solle eine Benchmark gefunden werden, um „ein zweites Leben für Nahrungsmittel zu finden, die wir verloren haben“.

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