Studie der Grünen über Interessenskonflikte
Eine neue Studie der Grünen/EFA zeige die Verbindungen zwischen angeblich neutralen Wissenschaftern und der Gentechnik produzierenden Saatgutindustrie. Dafür wurden die wissenschaftlichen Mitglieder der drei wichtigsten Pro-GV-Lobby Gruppen in der EU untersucht: Die Europäische Organisation für Pflanzenwissenschaften (EPSO), das Netzwerk für nachhaltige Landwirtschaft durch genetische Veränderung (EU-SAGE) und die Akademien der Wissenschaften in Europa (All European Academies – ALLEA). Diese Wissenschafterinnen und Wissenschafter berieten die Kommission in Bezug auf das EU-Gentechnikrecht. Die Studie stelle fest, dass ein großer Teil der Wissenschafter ein persönliches Interesse an der Kommerzialisierung von genmanipulierten Pflanzen habe, indem sie persönlich oder über ihre Organisationen finanziell davon profitieren könnten.
Die Ergebnisse umfassen:
64 % der Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe für Agrartechnologien, die Stellungnahmen für die EPSO zu diesem Thema erarbeitet, und 32 % der EU-SAGE-Mitglieder haben Eigeninteresse an der Kommerzialisierung gentechnisch veränderter Pflanzen, d. h. sie könnten entweder persönlich oder über ihre Organisationen finanziell oder in Bezug auf ihre berufliche Entwicklung davon profitieren. Sie sind starke Befürworter der Deregulierung von Gentechnologien, ohne ihre wirtschaftlichen Interessen im Rahmen dieser Diskussionen darzulegen.
38 % der Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe für Agrartechnologien und 23 % der Mitglieder des EU-SAGE-Netzwerks halten ein oder mehrere Patente oder Patentanmeldungen im Zusammenhang mit gentechnischen Verfahren oder Produkten.
53 % der Mitglieder der EPSO-Arbeitsgruppe und 15 % der EU-SAGE-Mitglieder haben an einem oder mehreren Forschungsprojekten mit der Industrie teilgenommen.
22 % der EPSO und 10 % der EU-SAGE Mitglieder sind an einem Saatgut- oder Biotechnologieunternehmen beteiligt, indem sie eine Position oder Anteile an solchen Unternehmen halten.
Zwei von vier Autoren des ALLEA Berichtes, der sich für eine Deregulierung ausspricht, besitzen Patente oder Patenanmeldungen für gentechnischen Verfahren oder Produkten
Die Ergebnisse seien konservativ. Ein Grund dafür sei, dass bei der Erstellung dieses Berichts nur öffentlich zugängliche Informationen verwendet wurden, was bedeute, dass beispielsweise vertrauliche Forschungsvereinbarungen nicht berücksichtigt wurden.
Thomas Waitz, EU-Abgeordneter und Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei, sagt: „Die Kommission lässt sich von angeblich neutralen Wissenschaftern verführen und opfert die Gesundheit der Bürger zugunsten von Großkonzernen. Weder Hunger, Klima- noch Versorgungskrise werden wir mit den Heilsversprechen von Großkonzernen lösen, deren einziges Interesse es ist, sich mit Hilfe von Patenten möglichst große Marktanteile zu sichern und Milliardengewinne einzufahren. Die neuen Gentechnik-Methoden gehören genauso auf Herz und Nieren überprüft, wie bisherige Methoden. Es ist inakzeptabel, wie hier versucht wird, hinter dem Anschein der neutralen Wissenschaftlichkeit Industrieinteressen durchzusetzen. Interessenskonflikte von Wissenschafter und Lobbying in der Kommission müssen klar deklariert werden. Die Europäische Kommission steht hier in der Pflicht, Transparenz herzustellen und Berater auf etwaige Interessenskonflikte zu prüfen.“
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