Online erreicht nicht alle

Der Jänner und der Februar sind üblicherweise die Monate der Winterversammlungen. Aufgrund des Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen wird es heuer aber keine Vorträge bei Würstel und Bier geben.

 Wenn die Arbeit auf Feld und Wiese ruht, geht es an die Planung der kommenden Saison. Bisher wurde die Werbetrommel für neue Mittel, Sorten und Verträge dabei meist in diversen Wirtshäusern und Veranstaltungssälen gerührt. Heuer ist alles anders: Die Informationen kommen  über den Bildschirm. Speis und Trank müssen sich die Bauern dabei selber zum Bürotisch mitnehmen. Für die Branche bringt das einschneidende Veränderungen mit sich.

 „Wir haben unseren Lagerhaus Agrartag digital in Form eines Webinars angeboten“, sagt zum Beispiel der Geschäftsführer des Raiffeisen Lagerhauses Wiener Becken, Erich Reisenbichler. So bestand die Möglichkeit im coronagerechten Setting über aktuelle Themen zu informieren. Ähnlich sieht es Josef Fraundorfer von der Saatbau Linz, die schon im vergangenen Jahr stark auf Onlinekonferenzen und Kurzvideos umgestellt hat. „Die positiven Erfahrungen und Rückmeldungen bestätigen uns darin, diese Angebote auszubauen.“

Gut angenommen werden die Onlineangebote auch beim Ländlichen Fortbildungsinstitut Vorarlberg. „Gerade bei verpflichtenden Weiterbildungen konnten wir Jung und Alt erreichen. Einige waren überrascht, wie einfach die Teilnahme ist und haben die Zeitersparnis geschätzt“, so LFI-Geschäftsführerin Petra Wiedemann. „Es hat nur sehr vereinzelt Bauern gegeben, die gar keine Möglichkeit hatten, etwas online zu absolvieren.“ Viele würden sich von ihren Kindern und Enkeln helfen lassen und meinen, sie probieren das jetzt einfach einmal aus. „Es ist ein schöner Nebeneffekt, wenn die Teilnehmer zusätzlich ihre digitale Kompetenz verbessern“, so Wiedemann.

Ganz dasselbe wie ein geselliger Abend unter Gleichgesinnten ist der heimatliche Laptop aber dennoch nicht. „Streams haben in der Regel das Problem, das sie für eine sehr große Gruppe erstellt wurden“ meint der Leiter der Crop Science Division von Bayer Österreich, Karl Neubauer. Sein Konzern setzt daher auch virtuell unter anderem auf Meetings in kleineren Gruppen, um auf das persönliche Treffen so gut wie möglich ersetzen zu können. „Die Diskussionen und Gespräche hinterher sind für uns auch als Rückmeldung wichtig. Außerdem interessieren sich die Kunden für die Erfahrungen ihrer Kollegen und lernen daraus.“

Das Lagerhaus Wiener Becken setzte bei seiner Winterveranstaltung auf bekannte Persönlichkeiten aus der Genossenschaft, um den Mitgliedern ein möglichst vertrautes Umfeld zu bieten. „Deshalb war es uns bei der Planung wichtig, dem Obmann, dem Geschäftsführer und dem Agrarspartenleiter Raum zu geben“, erklärt Erich Reisenbichler. Darüber hinaus hat die Raiffeisen-Organisation auch die neue Plattform „Treffpunkt Lagerhaus“ zur Information und Beratung geschaffen. Die Saatbau Linz will den Kontakt zu ihren Kunden auf Wunsch auch direkt, aber natürlich unter Einhaltung der bekannten Sicherheitsvorkehrungen, aufrechterhalten. Josef Fraundorfer: „Im Bewusstsein, dass wir über unser Onlineangebot nicht alle Landwirte erreichen, haben wir unsere bewährten Informationsformate beibehalten und bieten neben telefonischer Auskunft auch Hilfestellung vor Ort an.“

Inwieweit digitale Informationen das persönliche Treffen ersetzen werden, wird die Zukunft zeigen. „Die Online-Variante spart vor allem Zeit. Die Vortragstouren waren für unser Team nicht immer einfach“, räumt Karl Neubauer ein. Im persönlichen Gespräch wirke ein Berater allerdings anders als online. Das „New Normal“ werde jedenfalls anders sein als die Zeit vor Covid. „Wir haben in hohem Tempo gelernt mit digitalen Medien umzugehen.“ Infoabende, Feldbegehungen und Versuchsbesichtigungen werde es aber weiterhin geben. Ähnlich sieht es Petra Wiedemann vom LFI: „Wir gehen davon aus, dass unsere digitalen Lernangebote künftig weiterhin mehr nachgefragt sein werden als vor der Corona-Krise. Dennoch werden gewisse Themen weiterhin in Präsenz stattfinden. Es wird sich eine Mischung von beidem etablieren.“

STEFAN NIMMERVOLL

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