Null Chance für Nulltage
In der Steiermark gehen die Wogen hoch, weil Ennstal Milch auf eine kontinuierliche Anlieferung der Milch pocht. Einige Genossenschaftsmitglieder fühlen sich deshalb in ihrer betrieblichen Entwicklung behindert und bekommen dabei Unterstützung von der IG Milch. ALOIS BURGSTALLER und STEFAN NIMMERVOLL haben mit dem betroffenen Milchlieferanten GEORG BERGER und dem Obmann der Molkerei HERMANN SCHACHNER gesprochen.
Georg Berger bewirtschaftet den Frienerhof, einen Biobetrieb mit Fremdenzimmern und angeschlossener Gastronomie. Er ist Initiator der „Bioniere Ramsau“ und als unabhängiger Kandidat Ortsbauern-Obmann von Ramsau am Dachstein.
BLICK INS LAND: Wie schwer fällt es Ihnen, öffentlich gegen die eigene Genossenschaft aufzutreten? Georg Berger: Ich trete nicht gegen meine Genossenschaft auf. Ich formuliere nur unsere Bedenken, weil uns die neuen Richtlinien zur Direktvermarktung extrem einschränken.
Wo liegt das größte Problem? Wir müssen pro Absaugung mindestens 30 Prozent der Höchstmenge desselben Monats abliefern. Ein kleiner Betrieb rutscht da leicht darunter, wenn er käsen oder buttern will. Dann werden fünf Cent pro Kilo auf die gesamte Monatsmenge abgezogen. Daher brauchen wir Nulltage, an denen wir nicht liefern müssen.
Die Ennstal Milch argumentiert, dass das organisatorisch nicht möglich ist. Wir verstehen, dass man die Routen planen muss. Wir sind aber in der Lage, diese Nulltage mindestens ein Monat im Voraus bekanntzugeben.
30 Prozent hören sich an sich recht großzügig an. Wäre es nicht möglich, weniger Milch zurückzubehalten? Die Genossenschaft argumentiert, dass wir ja 70 Prozent direkt vermarkten dürfen. Das ist aber nicht praxistauglich. Ich zahle zum Beispiel beim mobilen Käser je Anreise auf meinen Hof eine Pauschale für 800 Liter Milch. Da brauche ich nicht mit 200 Litern anfangen.
Haben Sie sich ausgerechnet, wie hoch die Strafzahlungen für Ihren Hof ausfallen würden? Nein. Ich weiß ja noch gar nicht, wie oft ich käsen will. Ich habe das voriges Jahr einmal aus Interesse probiert und habe für den heurigen Sommer zwei Termine ausgemacht. Im schlimmsten Fall wären das also 1.600 Liter Milch. Laut Auskunft der Molkerei sind zwischen 12 und 15 Betriebe und ein bis zwei Prozent der Liefermenge betroffen. Die ganze Aufregung zahlt sich also in Wahrheit nicht aus.
Die Molkerei hat ja sogar dazu aufgerufen, nicht zu überliefern. Genau aus dem Grund haben ja die Bauern angefangen, nach Alternativen zu suchen und begonnen, mit der mobilen Käserei zusammenzuarbeiten oder selber Produkte herzustellen.
Die Wanderkäserei ist also eine spannende Alternative? In jedem Fall. Im Tourismus könnten wir richtig viel verkaufen. Die Region Schladming-Dachstein hat in einem Brief an die Molkerei aufgerufen, die Direktvermarkter nicht zu behindern oder einzuschränken. Die Gastronomen beknien uns seit Jahren, dass wir mehr Produkte selbst herstellen sollen.
Das wäre aber auch eine Konkurrenz zur Ennstal Milch. Anscheinend sieht das die Geschäftsführung so….
Lesen Sie beide Interviews in der Märzausgabe von Blick ins Land!
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