NIEDERÖSTERREICH IM FOKUS
Ernte braucht Respekt und Rücksicht der Gesellschaft
Corona hat das Land im Frühjahr in den Lockdown geführt, das Land war im Stillstand und viele Menschen in ihren eigenen vier Wänden gefangen. Die strengen Maßnahmen haben zweifelsohne gewirkt. Mit ihrer Lockerung steigen nun auch postwendend die Zahlen der Infizierten wieder an. Das zeigt: Das Virus bleibt.
Was auch bleibt: Dass die Bäuerinnen und Bauern Österreich mit Lebensmitteln versorgen. Vielen ist das leider nicht immer bewusst. Schon im Frühjahr kam es zu Szenen, in denen Bauern beschimpft wurden, weil sie nicht daheimblieben. Sondern auf ihren Traktoren saßen und ihrer Arbeit nachgingen. Dabei wurde die landwirtschaftliche Arbeit vollkommen zu Recht als systemrelevant eingestuft, wie Gesundheitsberufe und Tätigkeiten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. Und auch jetzt während der Ernte gibt es, wie jedes Jahr wieder, Beschwerden und Aufregung, weil Mähdrescher die Straßen verstopfen würden, weil in der Nacht gearbeitet würde, weil es staubt und laut wäre. Ich muss klar sagen: Für dieses Unverständnis mancher Bürger fehlt mir das Verständnis. Das unbeständige Wetter macht es ohnehin nicht leicht, die Ernte einzubringen. Dafür muss natürlich jede Minute genützt werden, egal ob am Wochenende oder abends.
Auch auf den Almen kommt es gerade im Sommer zu Konflikten und heiklen Situationen. Dort sind derzeit viele Touristen und Wandersleute unterwegs. Und einige davon glauben leider immer noch, die Kühe werden dort als Fotomotive oder Spielgefährten aufgetrieben. Dabei müsste doch klar sein, dass unsere Almen kein Freilichtmuseum und auch kein Streichelzoo sind. Sie sind Arbeitsplatz der Bäuerinnen und Bauern und Lebensraum für Tiere. Hier werden die Lebensmittel produziert und hart gearbeitet.
Man merkt, dass Teile der Gesellschaft nicht mehr wirklich wissen, wo Lebensmittel herkommen und wie sie hergestellt werden. Das ist eben oft auch am Abend und am Wochenende. Die Arbeit muss dann gemacht werden, wenn sie anfällt, wenn es die Witterung zulässt oder wenn Vieh und Früchte danach verlangen. Denn was wäre denn sonst die Alternative? Dass wir die bäuerliche Produktion aus unserer Heimat vertreiben, etwa durch immer höhere Auflagen, und wir Lebensmittel dafür verstärkt importieren müssen, teilweise sogar aus Übersee? Dort werden sie mit garantiert niedrigeren Sozial-, Umwelt- und Tierschutzstandards hergestellt und belasten auch noch das Klima, wenn sie über viele tausende Kilometer transportiert werden. Es braucht daher wieder mehr Bewusstsein für die Arbeit unserer Bauern und für heimische Lebensmittel, z.B. mit einer klaren Herkunftskennzeichnung im Handel und in Großküchen. Wir müssen aus der Coronakrise lernen und die landwirtschaftliche Produktion in Österreich sichern.
Der Handel stellt die Regale zwar auf, aber es sind die Bäuerinnen und Bauern, die die Regale füllen. Die Coronakrise hat gezeigt, wie schnell es zu Hamsterkäufen kommen kann. Da ist es wichtig, dass wir uns auf die heimische Landwirtschaft verlassen können. Von der Gesellschaft wünsche ich mir daher wieder mehr Bewusstsein für die Landwirtschaft und mehr Respekt und Rücksicht für die Arbeit der bäuerlichen Betriebe. Allen Bäuerinnen und Bauern aber wünsche ich gutes Wetter und eine störungsfreie und vor allem erfolgreiche Ernte!
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