Erfolgreicher Lohnunternehmer-Tag 2023
Am Freitag, 3. März 2023 fand im RWA-Campus in Korneuburg (Zentrale der österreichischen Lagerhäuser) der Lohnunternehmer-Tag statt. Über 150 Personen folgten der Einladung ins Weinviertel.
Die RWA war für den LU-Tag 2023 ein perfekter Gastgeber: Ein tolles Ambiente, ausgezeichnete Vorträge und interessante Gespräche zeichneten die Veranstaltung aus.
Wer ist die VLÖ (Vereinigung Lohnunternehmer Österreich)?
Die VLÖ ist ein Zusammenschluss ländlicher Dienstleistungsunternehmen. Die Mitgliedsbetriebe erbringen Dienstleistungen für die Land- und Forstwirtschaft und für den ländlichen Raum. Die Ausgangsbasis liegt meist bei landwirtschaftlichen Dienstleistungen, wo einzelne Anbieter auch Erweiterungen in den forstwirtschaftlichen Sektor, Arbeiten im Grünraum, den Kommunalbereich, Erdbau oder Infrastrukturbereich vorgenommen haben. Zur Schaffung einer ganzjährigen Beschäftigung von Mitarbeitern sind in der Regel mehrere betriebliche Standbeine erforderlich.
Positive Mitgliederentwicklung
Die VLÖ konnte bei der Bundesversammlung über eine positive Mitgliederentwicklung berichten. Mit Jahresende 2022 betrug der Mitgliederstand 284 Mitglieder. Diese sind über alle Bundesländer Österreichs verteilt. Stärkstes Bundesland ist Niederösterreich mit 87 Mitgliedern, dahinter liegt Oberösterreich mit 80, die Steiermark mit 42, Salzburg mit 19, Tirol mit 18, Burgenland mit 13, Vorarlberg mit 12, Kärnten mit 11 und Wien mit zwei Mitgliedern.
Eröffnungsreferat von Claudia Zinner
Claudia Zinner, Unternehmerin aus Zwettl im Waldviertel führt eine Kommunikationsagentur für die Landwirtschaft. Sie referierte zum Thema „Wir müssen Landwirtschaft kommunizieren.“ Das gilt auch für Lohnunternehmer mit ihren Dienstleistungen. Im ersten Abschnitt ging sie auf die radikalen Veränderungen in der Gesellschaft ein. Dazu zählen: Globalisierung und Vernetzung, Kritische Öffentlichkeit, Demografischer Wandel, Fortschreitende Digitalisierung, Volatilität der Märkte, Nachhaltigkeitsdebatte und Vielfalt an Kulturen und Lebensentwürfen. Nach ihren Ausführungen liegt in der Kommunikation die Wertschöpfung der Zukunft. Die praktizierende Landwirtschaft ist beinahe vollständig aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Wir mussten noch nie die Landwirtschaft kommunizieren, denn das war bisher selbstverständlich. Der stattfindende Wandel fordert ganz stark die Einbindung der Gesellschaft in landwirtschaftliche Abläufe, wie die Berücksichtigung des Wetters oder die Abhängigkeit von der Natur.
Kulturlandschaft heißt, dass ich die Flächen kultiviere (eine Saat durchführen, Bestandsführung und Ernte vornehmen) und damit Erzeugnisse produziere. In der Gesellschaft wird Kulturlandschaft oft als gepflegter Grünstreifen oder gemähte Bergwiese verstanden. Wir müssen der Gesellschaft eine produzierende Landwirtschaft vermitteln. Es geht auch um Klarheit zum Konsumenten.
Wahrnehmung ist alles! In unserer vernetzten Welt hängt die Existenz der heimischen Landwirtschaft zunehmend von der Akzeptanz der nicht bäuerlichen Gesellschaft ab. Der richtige und gezielte Umgang mit Medien zur Schaffung der notwendigen Aufmerksamkeit ist unerlässlich. Eine wirkungsvolle Kommunikation arbeitet mit Emotionen und Gefühlen.
Zum Abschluss fasste Claudia Zinner wie folgt zusammen: „Wir müssen Landwirtschaft professionell kommunizieren, um der Entfremdung entgegenzuwirken.“ Den Menschen interessierten das Echte, die Wahrheit und Authentizität. „Wir müssen unsere Geschichten erzählen, sonst erzählen sie andere über uns“, gibt sie sich überzeugt.
Bundesversammlung der VLÖ
Vorsitzender Manfred Humer konnte über 150 Besucher aus den verschiedenen Bundesländern begrüßen. In den Grußworten dankte Abgeordneter zum Nationalrat StR Andras Minnich für die geleistete Arbeit des Verbands. Er übermittelte die Grüße von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Weitere Grußworte folgten von Franz Stürmer, Branchensekretär in der PRO-GE, Abg. z. NR Peter Schmiedlechner und Marcus Kleemann, Obmann des Fachverbands der gewerblichen Dienstleister in der WK Österreich.
Geschäftsbericht Vorsitzender Manfred Humer
Vorsitzender Manfred Humer ging in seinem Geschäftsbericht auf die Entwicklung des letzten Jahres ein. Die VLÖ steht für professionelle Dienstleistung und hauptberufliche Arbeit. Lohnunternehmen sind spezialisierte Betriebe für Maschinendienstleistungen.
Die zentralen Kommunikationsinstrumente der VLÖ sind das Verbandsmagazin „Lohnunternehmer aktuell“ (erscheint achtmal im Jahr), der Mitglieder-Newsletter (erscheint zweimal im Monat), die Homepage und Social Media Dienste. Im Jahr 2022 konnten ein sehr erfolgreicher Messeauftritt auf der Agraria in Wels, die DeLuTa-Reise nach Bremen mit 56 Personen, der Lohnunternehmer-Award und verschiedene Seminare durchgeführt werden.
Vorsitzender Humer ging auf die gelungene Klarstellung für gewerbliche Agrarservice- und Forstunternehmen beim Energiekostenzuschuss ein. Dies konnte durch eine gute Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer erreicht werden.
Die VLÖ ist Schnittstelle und Bindeglied zwischen Landwirtschaft und Wirtschaft.
Zum Abschluss bedankte sich Vorsitzender Humer für den erzielten Abschluss 2023 beim Kollektivvertrag Agrarservice. Die hohe Inflation fordert entsprechende Anpassungen bei den Mindestlöhnen.
Geschäftsbericht Geschäftsführer Helmut Scherzer
Geschäftsführer Helmut Scherzer ging in seinem Bericht auf die Herausforderungen der Branche näher ein. Ein großes Problem stellen die Verwerfungen am Markt durch Dumpingpreise und fehlende Kostendeckungen dar. Er appellierte an die Besucher die Leistungen sowie Stärken des Unternehmens zu hinterfragen und das gewählte Geschäftsmodell zu prüfen. Jeder Betrieb benötigt eine klare Positionierung und die Erarbeitung des Kundennutzens. Die Entscheidungen des Kunden erfolgen oft auf der psychologischen Ebene, wo Grundnutzen und Zusatznutzen erfüllt sein müssen. Vertrauen, Akzeptanz, Wertschätzung und Vorzeigewirkung zählen zu den psychologischen Entscheidungsfaktoren. Das Ziel für den Unternehmer liegt in einer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit als Anbieter. Getätigte Investitionen müssen über den Wertschöpfungsprozess erwirtschaftet werden. Wenn geforderte Kostendeckungen und der notwendige Arbeitsverdienst nicht erreicht werden, sind Veränderungen erforderlich.
Helmut Scherzer hob den Bedarf für überbetriebliche Mechanisierungen in Österreich hervor. Durch Fördermaßnahmen wird die Einzelmechanisierung unterstützt. Bei Fördermaßnahmen sind Lohnunternehmen ausgeschlossen, was sehr schade ist.
Bei den Handlungsfeldern für Lohnunternehmen ging der Geschäftsführer auf notwendige Preisanpassungen für Dienstleistungen ein, die aufgrund von Kostensteigerungen erforderlich sind.
Der Verband versteht sich als Servicestelle für die Mitglieder und Ansprechpartner für Themen rund um ländliche Dienstleistungen.
Fachreferat: Finanzierung von Investitionen
Mag. Josef Fleischhacker von Raiffeisen Leasing stellte die einzelnen Finanzierungsformen vor. Mit Leasing können Vorteile in der Liquidität und bei der Finanzierung geschaffen werden. Als zweite Form bietet sich der Ratenkauf an. Bei beiden Varianten können die Laufzeit und der Restwert flexibel gestaltet werden.
Mit den steigenden Zinsen wächst auch die Bedeutung für eine solide Finanzierung bei den eingesetzten Maschinen.
Hauptreferat: Globale Megatrends und Innovationen in der Landwirtschaft
Generaldirektor DI Reinhard Wolf spannte einen sehr weiten Bogen über die globalen Trends und Innovationen. Dazu zählen: Klimawandel, Bevölkerungsentwicklung, Digitalisierung und Digitale Transformation.
Die Landwirtschaft hat die Auswirkungen des Klimawandels zu tragen. Das führte zu einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur in den letzten zehn Jahren um 1,5 Grad sowie zu einem erhöhtem Dürrerisiko, 100 Prozent Anstieg der Tage über 30 Grad Temperatur, Plus 20 Prozent Unwettergefahr sowie Niederschlagsdefizite, neuen invasiven Insekten- sowie Unkrautarten, längeren Vegetationsperioden und Ertrags- sowie Qualitätseinbußen.
Die Unternehmen in Zukunft sind nicht mehr rohstoffbasiert, sondern wissensbasiert tätig. Die Top 5-Unternehmen sind technologiebasierte Unternehmen.
Die digitale Transformation verändert unsere Arbeitswelt, wo im Jahr 2050 rund 50 Prozent der Daten in der Cloud gespeichert sein werden. Automatisierte Prozesse bestimmen das Arbeitsgeschehen und Künstliche Intelligenz liefert perfekt aufbereitete Werkzeuge.
Zum Abschluss bedankte sich Generaldirektor Wolf für den Besuch und die gute Vorbereitung der Tagung.
Informationsaustausch in den Pausen
In den Pausen herrschte an den Informationsständen ein reger Erfahrungsaustausch. 35 Firmenpartner nutzten das Angebot für einen Info-Stand. Von den Besuchern wurden der Austausch und das Kennenlernen sehr geschätzt.
Fachinformation aus dem Haus RWA und LTC
Nach einem Gruppenfoto vor dem RWA-Campus folgte in vier Gruppen das Exkursionsprogramm, wo die Aufbereitung von Bio-Saatgut, Innovation Center, Produktneuheiten und digitale Lösungen von John Deere und die Ersatzteilversorgung vorgestellt wurden.
Positive Stimmung
Eine positive Stimmung, interessante Gespräche und ein gutes Feedback zum angebotenen Programm beschreiben die sehr erfolgreich verlaufene Veranstaltung. Die RWA war ein perfekter Gastgeber des Lohnunternehmer-Tags 2023.
Allgemeine Beschreibung zu land- und forstwirtschaftlichen Lohnunternehmen
Land- und forstwirtschaftliche Lohnunternehmen (LU) sind Dienstleister im ländlichen Raum für die Land- und Forstwirtschaft. Sie erledigen gegen Rechnung die verschiedensten Arbeiten, vor allem in der Außenwirtschaft der Betriebe, z. B. Anbau, Ernte, Düngung, Pflanzenschutz, Bodenbearbeitung, Holzschlägerung und –bringung, Hackguterzeugung, usw.
Für die Auftraggeber (Land- und Forstwirte) lohnt es sich, die Dienste von Lohnunternehmen in Anspruch zu nehmen, wenn sie selbst nicht über die benötigten technischen Geräte, die Arbeitskapazitäten oder das Know-how verfügen. Beispielsweise verfügen kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe üblicherweise nicht über Mähdrescher oder Feldhäcksler. Sie nutzen daher bei der Getreide- oder Futterernte die Dienstleistungen von Lohnunternehmen. Diese Unternehmen arbeiten mit land- und forstwirtschaftlichen Maschinen auf land- und forstwirtschaftlichen Betrieben und sind nach dem Gewerberecht gewerblich tätig.