LKÖ entgegnet Aussagen der AK-Expertin
Ferdinand Lembacher, Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich, reagiert mit folgendem Leserbrief auf das Interview mit der Arbeiterkammer-Landwirtschaftskammerexpertin Maria Burgstaller, das im aktuellen BLICK INS LAND erschienen ist.
Wie Frau Burgstaller richtig bemerkt, folgen Notierungen und damit Erzeugerpreise für österreichische Bauern internationalen Börsen und nicht der Kalkulation von Futter- und sonstigen Kosten. Das ist aber nicht neu, sondern stellt die Bauern schon seit Jahrzehnten vor große Herausforderungen, insbesondere weil die Kosten oft höher sind, als die erzielten Preise. Es ist bemerkenswert, dass gerade dann Kostenkalkulationen gefordert werden, wenn der internationale Preisbildungsmodus einmal zu Gunsten der Bauern ausgeht. Wir werden die Arbeiterkammer gerne um Unterstützung ersuchen, wenn die Preiskalkulation der Bauern wie so oft keine Deckung zeigt.
Auch wenn 2022 aufgrund der extremen Preisausschläge und hohen Marktunsicherheiten die Einkommen in vielen Sektoren der Landwirtschaft gestiegen sein mögen, ändert das nichts daran, dass die landwirtschaftlichen Einkommen in Europa und auch in Österreich seit Jahren in ihrer absoluten Höhe ganz deutlich hinter jenen von Erwerbstätigen anderer Branchen hinterherhinken.
So deutlich und schnell wie Agrarpreise infolge des Krieges gestiegen sind, so schnell haben sie in den letzten Wochen auch wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Ob das für die in der Zwischenzeit massiv gestiegenen Kosten, von Futter über Energie, Dünger, Tierarzt, Maschinen und Baumaterialien usw. auch der Fall ist, darf bezweifelt werden. Auch viele Forderungen der Gesellschaft und Beschlüsse im Parlament, vom Tierschutz, über Pflanzenschutz bis Klimaanpassung erhöhen die Kosten massiv und werden natürlich auch auf die Preise wirken müssen.
Die Arbeiterkammer hat recht, dass die Lebenshaltungskosten massiv gestiegen sind. Gerade für sozial Schwache ist das eine große Herausforderung. Es wäre aber absolut falsch den Eindruck zu erwecken, die Bäuerinnen und Bauern wären Nutznießer oder gar Verursacher dieser Entwicklung. Wahr ist vielmehr, dass die Inflation primär importiert ist, die eigentliche Ursache liegt in der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, insbesondere jenen aus Russland.
Die Kritik an Entlastungsmaßnahmen für die Landwirtschaft geht ins Leere, weil es für viele andere Branchen und Betroffene ebensolche gegeben hat. Bäuerinnen und Bauern sind von den gestiegenen Kosten nicht nur in ihren Privathaushalten, sondern auch in den Betrieben ganz massiv betroffen und sie gehören mehrheitlich zur Gruppe der Niedrigverdiener. Die Maßnahmen hatten das Ziel, die Produktion trotz erheblicher Marktrisiken am Laufen zu halten. Dieses Ziel wurde erreicht, Bäuerinnen und Bauern haben trotz widriger Umstände geliefert.
Vollkommen unverständlich ist die Forderung Ausgleichszahlungen an Preisobergrenzen zu koppeln. Die Ausgleichszahlungen sind seit EU-Beitritt nicht valorisiert worden, in vielen Regionen und Sparten sogar nominell zurückgegangen, über mittlerweile drei Jahrzehnte gerechnet eine massive reale Kürzung. Moderate Aufstockungen im Bereich der Ländlichen Entwicklung sind kein Geschenk, sondern Abgeltung für ständig steigende Auflagen und zusätzliche Leistungen. Wer eine solche Forderung aufstellt, müsste zumindest zeitgleich eine Wertsicherung von Ausgleichszahlungen und umso deutlichere Erhöhung dieser Zahlungen im Falle von sinkenden Markpreisen fordern.
https://blickinsland.at/106781-2/
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