GMEINER MEINT
Der schwere Stand der Landwirtschaft
Global 2000 sieht eine in den Green Deal-Plänen der EU-Kommission eine „historische Chance“ für eine Pestizidreduktion und sammelt Unterschriften für eine große Petition. Im EU-Parlament war im Jänner die von Wissenschaftlern und Initiatoren der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) präsentierte Initiative „Bienen und Bauern retten!“ großes Thema. Die Rübenbauern bangten in den vergangenen Wochen um die Notfallzulassung für Neonicotinoide für die Beizung des Rübensaatguts. Und im Hintergrund läuft, einem Dauerbrenner gleich, die Diskussion ums Glyphosat. Der Stand der Landwirtschaft bei all diesen Themen ist kein leichter.
Einfach sind die Zeiten für die Bauern nicht. Und einfacher werden sie schon gar nicht. Auch wenn die Landwirtschaft viele Argumente für sich haben mag – das Verständnis und die Solidarität der Gesellschaft war schon einmal größer. Der Verlust der Biodiversität, der Klimawandel und alles, was damit zusammenhängt, wiegt für immer mehr Menschen schwerer als die Probleme der Bauern. Der Verweis auf die Bedeutung für die Sicherung der Versorgung mit Lebensmitteln wirkt immer weniger.
Selbst gestandene Verfechter einer bodenständigen Agrarpolitik mit Augenmaß sehen Handlungsbedarf. Bei der Grünen Woche in Berlin ließ der Leiter der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission, der aus Vorarlberg stammende Wolfgang Burtscher, keinen Zweifel daran, dass er keine Alternative zum Green Deal der EU sieht. „Es gibt keine Alternativen für eine grünere Landwirtschaft“, sagte er. Auch wenn das nicht ohne Auswirkungen auf die Erträge bleibe. Auch Franz Sinabell vom heimischen Wirtschaftsforschungsinstitut lässt keinen Zweifel daran, dass er die Landwirtschaft in der Pflicht sieht, noch mehr als bisher zum Erreichen der Klimaziele beizutragen. „Die Emissionen im Agrarsektor sind in den vergangenen Jahren zurückgegangen, aber vom Ziel, den Ausstoß bis zum Jahr 2030 um 48 Prozent gegenüber 2005 zu reduzieren, ist man dennoch weit entfernt“, sagt er.
Die Landwirtschaft hat fraglos bereits viel beigetragen zu dem, was nun für die gesamte Gesellschaft Ziel ist. Sie hat als eine von ganz wenigen Brachen die Emissionen bereits in den vergangenen Jahren deutlich gesenkt. Die Agrarpolitik darf stolz sein, dass die Teilnahme an den Umweltprogrammen weiter steigt, und alle dürfen sich freuen, dass bei uns nach wie vor bäuerliche Familienbetriebe bestimmend sind und auf mehr als 25 Prozent der Fläche sogar Biolandbau betrieben wird. Klar aber muss sein, dass selbst das nicht reicht. Womit man jetzt schon hadert, wird nicht das Letzte gewesen sein. Klar ist es wichtig, um Augenmaß bei den Maßnahmen zu kämpfen, man sollte sich aber keinen Illusionen hingeben – um weitere Opfer für Klima- und Umweltschutz wird auch die Landwirtschaft nicht umhinkommen.
Für die Bauern geht es darum, sich rechtzeitig darauf einzustellen und damit umgehen zu lernen. Ein Trost mag sein, dass die Ausgangsposition für die Landwirtschaft wohl besser ist als in vielen anderen Bereichen.
Weh tun werden die Veränderungen dennoch.
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