Gegenwind für EU-Pflanzenschutzpläne
15 Verbände und Institutionen haben ein Positionspapier zum Verordnungsentwurf für die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln („sustainable use regulation“ – SUR) verfasst. Die Unterzeichner bekennen sich zu einer nachhaltigen, umwelt- und klimafreundlichen Bewirtschaftung, warnen aber vor den Risiken und Schwächen des SUR-Vorschlags der EU-Kommission – auch für die Versorgungssicherheit.
So sieht der EU-Entwurf vor, die Ziele der Farm2Fork-Strategie in einen rechtlichen Rahmen zu gießen. Dabei ist eine pauschale Reduktion der eingesetzten Pflanzenschutz-Menge um 50% vorgesehen, ohne Effizienz des Wirkstoffes und Vorleistungen der Mitgliedstaaten zu berücksichtigen. Um negative Folgen für Versorgungssicherheit, Landwirtschaft und Forschungsstandort Europa zu verhindern, sprechen sich die 15 Organisationen dafür aus, die SUR einer wissenschaftlich fundierten Folgen- und Umsetzbarkeitsabschätzung zu unterziehen. Große Bedeutung zur Verbesserung der Nachhaltigkeit wird außerdem digitalen, innovativen Konzepten beigemessen.
„Wir teilen das Ziel, den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu fördern, was in Österreich bereits seit langem gelebte Praxis ist. Wir gelten in Europa und international als Vorreiter beim integrierten Pflanzenschutz, bei dem primär alle verfügbaren vorbeugenden, nicht-chemischen Maßnahmen wie Fruchtfolge, moderne Anbauverfahren, Züchtung, Sorten- und Saatgutwahl, mechanische Maßnahmen etc. genutzt werden. Seit Jahren lautet unser Motto: ‚So wenig wie möglich, so viel wie notwendig‘“, betont LK-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger.
„Die Herangehensweise der EU-Kommission, die Pflanzenschutzmittel-Menge ‚quer Beet‘ um 50% zu reduzieren, sehen wir jedoch als vollkommen faktenbefreit und widersinnig an, da diese kaum etwas über die Wirkung und Risiko aussagt. Je weniger effektiv eine Substanz, desto größere Mengen braucht es in der Anwendung. So sind in der österreichischen Statistik seit einiger Zeit auch Substanzen wie der natürliche Luftbestandteil Kohlendioxid enthalten, der 38% der statistisch ausgewiesenen Menge umfasst. Verwendet wird dieses Gas auch zur Behandlung von biologischem Saatgut, ein Risiko für das Ökosystem ist in keiner Weise gegeben. In anderen Ländern wird dieser Stoff hingegen nicht angeführt, weshalb in der EU-Auflistung quasi Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die stark vereinfachten Zielsetzungen von minus 50% berücksichtigen auch unsere bisherigen Bemühungen und Nachhaltigkeitserfolge in keiner Weise und werden mehr Probleme als Verbesserungen bringen“, warnt Moosbrugger.
Bei einer solchen, pauschalen Reduktion des Schutzes unserer Nutzpflanzen wäre eine massive Verminderung der Erträge und Erntemengen zu erwarten. Das würde unsere Selbstversorgung in einer ohnehin sehr schwierigen und von hoher Inflation gekennzeichneten Phase schwächen und klimaschädliche Importe aus Ländern verstärken, die unter deutlich niedrigeren Umweltstandards wirtschaften bzw. sogar Regenwälder abholzen. Das kann nicht Ziel und Zweck der EU-Politik sein“, unterstreicht der LKÖ-Präsident, der sich gemeinsam mit den anderen Institutionen auch gegen überbordende Bürokratie ausspricht, die mit der SUR verbunden wäre und vor allem unsere kleinen und mittleren Familienbetriebe besonders treffen würde. „In einer Situation wie der aktuellen, die von zunehmenden Unsicherheiten geprägt ist, sollten wir alles daran setzen, die österreichische und europäische Produktion von Lebensmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und Energie zu stärken, statt diese durch rein populistische Ziele zu schwächen. Die enorme Abhängigkeit, die sich bei Gas eingeschlichen hat, muss uns Warnung sein und im Lebensmittelbereich verhindert werden“, betont der LKÖ-Präsident.
http://www.lko.at/15-institutionen-sehen-versorgungssicherheit-durch-eu-pflanzenschutz-pläne-gefährdet-landwirtschaftskammer-österreich+2400+3654111
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