Die Kaiserinnen unterm Wilden Kaiser
In kaum einer Region Österreichs ist der Preis für agrarische Flächen so hoch wie im
Unterinntal. Die Bauern stehen hier im Wettbewerb mit sich ausdehnenden Städten,
einer zahlungskräftigen Industrie und Plänen zum Ausbau der Infrastruktur.
Wer von Bayern kommend bei Kufstein die Grenze nach Österreich überquert, dem wird schnell klar, was es bedeutet, als Bauer mit Flächenkonkurrenz zu kämpfen zu haben. Mitten im fruchtbaren Tal schlagen Autobahn und Eisenbahnschienen eine Trasse durch die Felder und Wiesen. Links liegen die Wohnbauten der im gleichnamigen Lied besungenen „Perle Tirols“. Beidseitig nehmen Gewerbe- und Industrieobjekte viel Platz ein. Und gleich rechts der internationalen Fernstraße, nur hundert Meter von der Lärmschutzwand entfernt, befindet sich der Milchviehhof des Seppenbauers.
Er möchte trotz des Gerangels um die Flächen mitten in dieser prosperierenden Wirtschaftsregion Bauer bleiben. Mit einem zukunftsweisenden Stallneubau hat er deshalb heuer die Grundlage für den bevorstehenden Generationenwechsel gelegt. Mit der Übersiedlung der Kühe vom alten Anbindestall in einen weiträumigen Laufstall will Wagner aber auch Arbeitsabläufe vereinfachen und das Tierwohl verbessern. Annehmlichkeiten wie ein Melkroboter sollen die Lebensqualität der gesamten Familie verbessern.
Daneben dürfen die Rinder seit dem Umzug und der Rückkehr von der Alm „Wellness pur“ genießen. „Sie sind jetzt meine Kaiserinnen unterm Wilden Kaiser“, lacht der 28-Jährige. Damit sei in Zukunft auch jegliche Diskussion über Tierwohl hinfällig, hofft er. Denn der Platz, den Wagner ihnen bieten kann, ist weit größer, als es rechtlich notwendig wäre – auch dann, wenn die Aufstockung der Herde abgeschlossen ist und statt aktuell 30 dann 60 Milchkühe im Stall wiederkauen.
Völlig begeistert ist der Tiroler vom Lely-Melkroboter und dessen unzähligen Möglichkeiten, kuhrelevante Daten zu sammeln. „Wir sind ja erst vor ein paar Wochen eingezogen und lernen noch. Der Roboter ist fast neu.“ Einzigartig ist jedenfalls die Positionierung der Maschine im Zentrum des Stalls, über die er die Tiere in zwei Gruppen einteilen kann. Ein Teil von ihnen bleibt im Tal, der zweite geht im Sommer auf die Alm. Dort wird auch weiterhin mit einem einfachen Melkstand gearbeitet. „Dadurch werde ich so die Vorzüge des automatischen Melkens immer zu schätzen wissen“, meint der Rotholz-Absolvent. Mit den komplizierten Abläufen im alten Anbindestall hätte er es sich jedenfalls gut überlegen müssen, ob er den Hof wirklich übernehmen will.
Dass ein derartig moderner und großzügiger Stallneubau viel kostet, mag Simon Wagner gar nicht verheimlichen. Hier kommt allerdings zu tragen, dass der Betrieb ausschließlich Eigengrund bewirtschaftet. Damit fällt das Risiko weg, von Preisen für Pachtflächen abhängig zu sein. Simon Wagner: „Den neuen Stall und die Technik darin sehe ich als Investition in meine Zukunft. Damit ist das Fundament gelegt, um in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich sein zu können.“
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