Junge Bäuerinnen als Mutmacherinnen

 
Anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentags ruft Vizepräsidentin Maria Pein die Bäuerinnen auf, „ihre Leistungen, ihr Können und ihre Kompetenzen auf den Scheffel zu stellen und diese selbstbewusst herzuzeigen.“ Schließlich schaffen Bäuerinnen vielfach neue Betriebsstandbeine und sind zumindest für die Hälfte des Betriebserfolgs auf den Höfen mitverantwortlich. Ohne Gleichstellung droht die Gefahr, dass durch die Mehrfachbelastung der Bäuerinnen die Höfe in eine Schieflage geraten. Die Vizepräsidentin betont: „Dieses Ausverhandeln der gleichberechtigten Rollen und Selbstermächtigung ist vielfach nicht einfach, erfordert Mut und Zähigkeit, ist durchaus auch mit Rückschlägen verbunden, aber zur Erreichung der Gleichstellung extrem wichtig.“ Vor allem junge Bäuerinnen, die vielfach auch Quereinsteigerinnen sind, sind diesbezüglich wichtige Mutmacherinnen, weil sie entschlossen althergebrachte Rollenbilder in der Landwirtschaft aufbrechen.
Um Bäuerinnen und Frauen am Land auf ihrem Weg zu mehr Gleichstellung gut zu unterstützen, ist eine Aufwertung des ländlichen Raums besonders wichtig. „Die Bäuerinnen und Frauen brauchen verlässliche institutionelle Entlastungen bei der Kinderbetreuung und Altenpflege, sie müssen auch eine gut funktionierende digitale Infrastruktur mit schnellem Internet, eine gute ärztliche Versorgung auch in Form von Ärztezentren, soziale Angebote sowie Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten vorfinden“, unterstreicht Vizepräsidentin Maria Pein. Und weiter: „Für eine Rückkehr gut ausgebildeter Frauen auf den Bauernhof sowie das ´Dableiben am Land´ sind diese Voraussetzungen unabdingbar. Ich wünsche mir, dass die Frauen diesbezüglich von den Kommunen noch besser gehört werden.“
Rückkehrerin Martina Kiefer aus St. Martin im Sulmtal. „Ursprünglich komme ich von einem Bio-Milchviehbetrieb aus Murau. Ich bin dann vor fast zehn Jahren für’s Studieren an der Universität für Bodenkultur nach Wien gegangen, wo ich als Diplomingenieurin der Agrar- und Ernährungswirtschaft abschließen durfte. Parallel zum Studium hatte ich Jobs als Pressesprecherin der bäuerlichen Interessenvertretung und später als Chefin vom Dienst bei der größten Agrarzeitung Österreichs. Trotz attraktiver Jobangebote und einem großen Freundeskreis in Wien habe ich mich für die Rückkehr aufs Land entschieden. Ausschlaggebend dafür war einerseits mein Mann, mit dem ich gemeinsam auf einem Ackerbau- und Forstbetrieb im Sulmtal leben und arbeiten darf. Andererseits sind es die direkten öffentlichen Zugverbindungen nach Graz, eine Homeoffice-Möglichkeit im Job und eine respektvolle Familie sowie Dorfgemeinschaft, die mich sehr herzlich aufgenommen haben.” Und weiter: “Ich bin überglücklich, heute mit meinem Mann auf einem Hof zu wohnen und gemeinsam Projekte in der Landwirtschaft zu realisieren.”
Quereinsteigerin Jenifer Pöschl aus St. Marein/Graz: Als ausgebildete Diplomkrankenschwester, Ernährungspädagogin und Ernährungstrainerin hat sich Jeni Pöschl bewusst für die Landwirtschaft entschieden, um die Vorzüge von regionalen und saisonalen Lebensmitteln an die Bevölkerung weiterzutragen. Die vielfach fehlende Wertschätzung, die Wetterabhängigkeit und die geringen Produktpreise trotz enormer Arbeitsleistung, sind für sie als Bäuerin besonders große Herausforderungen. „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel und hoffe, dass dadurch ihr Wert steigt und faire Preise bezahlt werden“, so Pöschl. Und weiter: „Wir brauchen ein entsprechendes Einkommen, um als Familienbetrieb unser Auskommen zu finden.“ Zu groß seien der wirtschaftliche Druck und die harte Arbeit in der Landwirtschaft. Um die Herausforderungen besser bewältigen zu können, ist Jeni Pöschl der Austausch mit Berufskolleginnen und Berufkollegen sehr wichtig: „Ein regelmäßiger Austausch hilft uns positiv in die Zukunft zu blicken.“

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Agrarpolitik, Einkommen, Rollenbilder