Auftakt bei 19. Bio Austria Bauerntagen

Unter dem Motto „Mit Bio aktuelle Herausforderungen meistern“ wurden am 24. Jänner die 19. BIO AUSTRIA Bauerntage im Bildungshaus Schloss Puchberg in Wels eröffnet. Bis 3. Februar 2023 werden in der größten Bildungsveranstaltung für die Bio-Landwirtschaft an zehn Fachtagen 85 Vortragende aus Wissenschaft, Beratung und Praxis Informationen an die Zuhörerinnen und Zuhörer vermitteln. „Bio hat sich in der schwierigen Situation der allgemeinen Teuerung als krisenfest erwiesen. Das liegt ganz maßgeblich daran, dass die Konsumenten in Österreich Bioprodukten die Treue halten. Der Bio-Absatz ist daher im Wesentlichen stabil geblieben. Auch wenn die hohe Inflation wie für alle anderen auch für Biohöfe eine Belastung darstellt, können wir daher durchaus positiv in die Zukunft sehen“, sagt Bio Austria Obfrau Gertraud Grabmann.
Zudem seien die Preissteigerungen bei Bio-Produkten im Handel deutlich geringer ausgefallen als bei konventionellen Produkten. Zuletzt waren durchschnittliche Aufschläge von 3,5 Prozent bei Bio und von 7,8 Prozent bei konventionellen Lebensmitteln zu verzeichnen. „Dieser Faktor ist wesentlich – und hängt ebenso mit dem stabilen Absatz zusammen. Denn selbstverständlich ist ein stabiler Preis in Zeiten der galoppierenden Inflation für Verbraucher ein wichtiges Argument beim Einkaufen. Das lange gehegte Vorurteil, dass Bio unleistbar werde, kann man damit zu den Akten legen. Das Gegenteil ist bewiesen – und zwar mitten in einer Teuerungsphase, die uns im Übrigen zeigt, wie abhängig unser Wirtschafts- und Lebensmittelsystem von fossilen Rohstoffen ist“, betonte Grabmann.
Deutliche Kritik fand Grabmann für die Tatsache, dass die Teuerung und andere aktuelle Krisen immer wieder zum Anlass genommen würden, nach einer Rücknahme von dringend notwendigen Ökologisierungsbestrebungen in der Landwirtschaft zu rufen. „Die Augen vor der Realität zu verschließen ist selten eine gute Wahl“, befand Grabmann mit Blick auf die Klima- und Biodiversitätskrise und forderte diesbezüglich mehr Mut ein, sich Herausforderungen zu stellen und notwendige Veränderungen einzuleiten.
Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forum Umwelt & Entwicklung in Berlin machte anhand des Krieges Russlands gegen die Ukraine auf die Problematik von bestehenden Abhängigkeiten und Preisbildungsmechanismen und deren Konsequenzen für die Entwicklungsländer aufmerksam. Die exorbitanten Preissteigerungen etwa bei Weizen seien nicht in erster Linie durch Minderproduktion zustande gekommen, sondern seien vorrangig die Konsequenz von internationalen Preisspekulationen mit Getreide. Die Preisbildungsmechanismen müssten geändert werden, um regionalen Kleinbäuerinnen und -Bauern in Entwicklungsländern ein Auskommen zu ermöglichen.
Helmut Gragger, Biobäcker in Wien, lieferte Einblicke in bestehende Sozialprojekte seines Unternehmens in Afrika. Im Rahmen einer teilweise gemeinsam mit der Austrian Development Agency und der Caritas geführten Initiative werden im Senegal und Uganda Mikrobäckereien aufgebaut, die den jeweiligen Gegebenheiten angepasst sind. Zum Einsatz kommt der von Gragger entworfene und auch in Österreich verwendete Holzofen, der in Afrika billig mit – selbst erzeugten – Briketts aus vor Ort vorhandenen Rohstoff-Abfällen, wie etwa Reisschalen betrieben werden kann. Dadurch werden Kosten eingespart – was gerade angesichts der massiv angestiegenen Rohstoffpreise wesentlich ist – , wodurch mehr Mitarbeiter als in der Region üblich eingestellt werden und somit neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Die Projekte sichern so Selbstversorgung mit Brot für die Menschen vor Ort und fördern so lokale Ernährungssouveränität.

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