700 Teilnehmer bei Donaubörse
710 Teilnehmer aus 20 Ländern fanden sich am Freitag in Wien bei der 15. Internationalen Donaubörse ein und tauschten sich intensiv über die sehr angespannte Versorgungslage auf den Getreide- und Futtermittelmärkten aus. Auf Einladung des Veranstalters, der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien, waren 14 ukrainische Firmen anwesend. Ebenso war der europäische Getreidehandelsverband COCERAL vertreten. Aufgrund der sommerlichen Hitze- und Dürreperiode werden in Mitteleuropa Ertragsausfälle bei Mais und Sonnenblumen befürchtet, sodass Lieferungen aus dem wichtigen Exportland Ukraine und deren Logistik ganz besonderes Interesse erwecken. Börse-Präsident Josef Dietrich zeigte sich “sehr zufrieden mit der Teilnahme, die wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht hat,” sowie über die rege und aufschlussreiche Diskussion. Beeindruckt davon zeigten sich etwa auch die Landwirtschaftskammerpräsidenten Johannes Schmuckenschlager, Niederösterreich, und Nikolaus Berlakovich, Burgenland, sowie der Vorstandsvorsitzende der Agrarmarkt Austria (AMA), Günter Griesmayr.
Bei den Branchengesprächen kristallisierte sich vor allem heraus, dass Ungarn aufgrund der Dürre aus der Ernte 2022 einen Importbedarf an Weizen, Mais und Sonnenblumen haben solle. Auch in Österreich zeichne sich zur Versorgung der maisverarbeitenden Industrie ein wachsender Importbedarf ab. Während üblicherweise die EU insgesamt ein Maisdefizit aufweist und Importe tätigen muss, ist Zentraleuropa, unter anderem mit Nettoexporteuren wie Ungarn, ein Maisüberschussgebiet. Nunmehr verunsichert Ungarn die umliegenden Märkte sowohl durch staatliche Exportrestriktionen als auch durch knappe Logistikressourcen für den Transit von Lieferungen aus der Ukraine durch das Land nach Westen. Nach der Öffnung von Seewegen über das Schwarze Meer für Exporte aus der Ukraine drohe der vor allem für die Versorgung von Mühlen, Mischfutterwerken und anderen industriellen Verarbeitern von Getreide und Ölsaaten in der mitteleuropäischen Binnenlage wichtige Ausbau von Lieferkorridoren aus der Ukraine über den Land- und Donauwasserweg ins Hintertreffen zu geraten. Es herrschten Engpässe an Waggonmaterial auf der Eisenbahn, bei Grenzabfertigungen, Umladeeinrichtungen sowie an LKW mit letztendlich explodierenden Transportkosten. So sei COCERAL bemüht, bei der Europäischen Kommission entsprechenden Druck auf die notwendigen Ausbaumaßnahmen und die Einhaltung der Binnenmarktregeln auszuüben.
Traditionell bildet auch die österreichische Weizenernte einen Schwerpunkt des Interesses an der Donaubörse. Weltweit befinden sich die Weizenlager auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren. In Mitteleuropa ist Österreich vor allem als Lieferant von hochwertigen Aufmischweizen – etwa nach Italien – bekannt. Nach einem trockenen Frühjahr retteten Regenfälle im Mai und Juni die heimische Weizenernte, so der Vorsitzende des Fachausschusses Getreide im Bundesgremium Agrarhandel, Peter Gartner, in dem den Börsebesuchern zur Verfügung gestellten Folder “Österreichische Weichweizenernte 2022”. Demnach habe die heimische Weizenernte mit rund 1,5 Mio. t den Fünfjahresschnitt um 7% übertroffen. Die günstige Witterung im Juni und zur Ernte habe sich sehr positiv auf die Weizenqualitäten ausgewirkt. Neben Premium- und Qualitätsweizen stünden aus der aktuellen Ernte auch namhafte Mengen Mahlweizen zur Verfügung.
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