Simulationsstudie zu Notfallmaßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche

 

Derzeit sind alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) frei von Maul- und Klauenseuche (MKS). Allerdings stellen MKS-Ausbrüche in Regionen nahe der EU-Außengrenze, z. B. in der Türkei, im Nahem Osten oder in Nordafrika ein ständiges Einschleppungsrisiko des Virus in die EU dar. Im Jahr 2001 brach in Großbritannien die seit Jahrzehnten größte Epidemie der Maul- und Klauenseuche aus. Es folgten Ausbrüche in Frankreich, in den Niederlanden und in Irland. Millionen von Tieren mussten getötet werden und es entstand ein wirtschaftlicher Schaden im Ausmaß von mehreren Milliarden Euro.

Die WissenschafterInnen verglichen das Ausbruchgeschehen in zwei verschiedenen Regionen Österreichs. Diese Regionen – „Westen“ (Tirol/Vorarlberg) und „Norden“ (Niederösterreich/Oberösterreich) –  unterscheiden sich maßgeblich hinsichtlich Tierdichte und Herdengröße. Region „Westen“ ist im Gegensatz zu Region „Norden“ eine wenig tierdichte Region, in der mehr als die Hälfte aller empfänglichen Betriebe aus weniger als 14 Tieren besteht.

Die Ausbreitung der Seuche wurde in beiden Regionen ausgehend von einem Milchviehbetrieb verfolgt, wobei angenommen wurde, dass die Infektionsverbreitung drei Wochen lang unentdeckt blieb. Für die Bekämpfungsphase des Ausbruchs (ab der Detektion bis zum Ausbruchsende) wurden für beide Regionen fünf verschiedene Bekämpfungsszenarien auf Basis von Variationen der Keulungs- und Impfpolitik und des präventiven Tilgungsprogramms implementiert. „Die Studienergebnisse haben gezeigt, dass ein Ausbruch der MKS in Österreich Gesamtkosten zwischen 270 und 580 Millionen Euro verursachen würde. Das Ausmaß dieses Schadens hängt stark von der betroffenen Region, den gewählten Kontrollmaßnahmen und der Verfügbarkeit von personellen Ressourcen ab“, sagt Tatiana Marschik. Die Umsetzung zusätzlicher, gemäß der EU-Rechtsvorschriften in Ausnahmefällen erlaubter Kontrollmaßnahmen, wie z. B. Impfung oder präventive Tilgung, wäre nur dann notwendig, wenn die Epidemie in einem Gebiet mit hoher Tierdichte beginnen würde. So wäre beispielweise in der Region „Norden“ das präventive Tilgungsprogramm die kostengünstigste Strategie zur Eindämmung des Ausbruchs, wobei in der Region „Westen“ die Standardbekämpfungsstrategie (Keulung infizierter Betriebe) ausreichend wäre, um den Ausbruch effizient unter Kontrolle zu bringen. Auch konnte in der Studie gezeigt werden, dass eine Erhöhung von personellen Ressourcen in Österreich die Größe der Epidemie maßgeblich reduzieren kann.

Strategien zur Bekämpfung von sich schnell ausbreitenden Tierseuchen werden oft von negativen Folgen für die Umwelt, die Natur als auch für die Bevölkerung der betroffenen Regionen begleitet. Die globale Strategie zur schrittweisen Bekämpfung und nachhaltigen Kontrolle der MKS wird im europäischen Raum durch die enge Partnerschaft zwischen der Europäischen Kommission, der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) unterstützt. Zum Ziel dieser Strategie zählt die Erhöhung der Bereitschaft der europäischen Länder, mit europäischen Nachbarn nachhaltige Kontrollprogramme zu implementieren und die fortschreitende Bekämpfung von MKS in allen Regionen zu unterstützen. Die gegenwärtige Studie belegt nicht nur die Wichtigkeit der schnellen und effizienten Bekämpfung, sondern auch die Notwendigkeit der Bereitstellung personeller Ressourcen, um im Bedarfsfalle die negativen Auswirkungen eines MKS-Ausbruchs in Österreich zu verringern.

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