Berglands Einsatz bringt Pfandflasche retour
Bereits mit der Einführung der Milch in der Glasflasche vor zwei Jahren konnte der Primus unter Österreichs Molkereien einen Volltreffer landen. Zeitweilig kamen Hofer, Spar und REWE nicht ohne das neuen Behältnis für strahlend weiße Trinkmilch aus und nicht an Bergland vorbei. Während die Handelsketten ihre kostbarste Biomilch im Glas ins Regal stellten, konnte Bergland sogar seine konventionelle Berghof-Milch dank Glasverpackung zeitweilig zum gleichen Preis wie die Biovarianten anbieten.
Es dauert aber nicht allzu lange, bis Umweltschutzorganisationen die Euphorie der Käuferinnen auf den Boden der Realität herunterholten. Glas als Einwegbehälter sei ein Irrweg. Es sei schlicht nicht darstellbar, dass Wegwerfglas eine bessere Umweltbilanz haben könnte als beschichteter Karton, wetterte nicht nur die Umweltberatung. Der Erfolg der Einweg-Glasflasche beim zahlungswilligen Publikum belehrte die Unkenrufer aus Deutschland eines besseren. Das deutsche Pfandsystem brachte nämlich die Marktanteile der Mehrwegmilchflasche in die Nähe der Bedeutungslosigkeit.
Die Möglichkeit das Preisniveau der Milch nach oben zu bringen und die eine Zeit lang wachsenden Marktanteile, dürften die Treue der Handelsmanager zur Glasvariante kräftig unterstützt haben. Die AMA-Marketing ließ Marktanteile für Glasmilch von 10% verlauten. Bei Rewe ging jeder vierte Liter Biomilch als Glasflasche über den Scanner. Viel wurde an den Motiven der Käufer geforscht. Kindheitserinnerung, Sauberkeit und Plastikaversion wurden als häufigste Beweggründe genannt. Es kommt selten vor, dass auf dem mager-margigen Trinkmilchmarkt, Geld zu holen ist. Mit dem Handelskonzernen im Rücken, von der Geldbörse der Käuferinnen gestützt, geht Bergland das Wagnis ein, und bringt Mehrweg zurück in die Regale. Dass die Waldviertler Molkerei in den 80 Jahren an den damals braunen Glasflaschen scheiterte, wollen die Bergland-Manager vergessen machen.
Immerhin macht Bergland immense 8 Millionen Euro in Aschbach und Wörgl locker, damit die Pfandflasche retour kommen kann. Der Umwelttrumpf der Flasche mit Einsatz steckt in der Anzahl der Wiederbefüllungen bevor sie zum Altglascontainer wandert. Je öfter, umso besser. Dazu wird das größere Gewicht der Pfandflasche bei das Ihrige beitragen. Das macht sie weniger bruchempfindlich. Zur Wiederbefüllungshäfigkeit wird auch beitragen, dass die Konsumenten ihre Flaschen nicht nur bei Billa/Merkur sondern auch bei Spar loswerden können. Je mehr Annahmestellen es gibt, desto besser für die Flaschenretouren. Ab März werden die Flaschen nicht mehr verkauft um später weggeworfen zu werden. Sie werden gesammelt, zur Reinigung gebracht, gelagert, befüllt und wieder ausgeliefert werden. Je öfter sich die Flasche im Kreislauf hält, desto schmaler ihr Ökofußabdruck. Den Transportvorteil der Einwegglasflasche, die nur vom Glaserzeuger zur Molkerei fährt, mithin also je Liter Milch eine LKW-Fahrt von Vetropack in Pöchlarn oder Kremsmünster nach Wörgl, verwandelt das Pfandsystem in einen einzigen Transport auf hoffentlich mehr als zwölf Befüllungen.
Die Umweltberatung und Greenpeace begrüßen dieses Auferstehung, denn 80% der Getränke im Handel werden leider im Einweg-Wegwerfbehälter gekauft. Wer diese auf Österreich beschränkte Pfandglasflaschen nutzt, ganz sicher gehen, dass der Kleinheit Österreichs geschuldet nur kurze Transportwege anfallen werden. „Argentinischen Wein in Österreich in Pfandfaschen zu kaufen, hieße dagegen den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, wenn die Flasche wirklich nach Buenos Aires zurückginge“, meint Greenpeace.
Im Supermarkt wird an der Kasse ein Pfand von 22 Cent verrechnet. Die Empfehlung für Konsumenten lautet sowohl bei der Umweltberatung als auch bei Greenpeace und Global 2000: Mehrwegflaschen sind die umweltfreundlichste Verpackungsform.
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