WIFO-Studie über Folgen der „Entackerung“
Österreich ist seit dem vergangenen Sommer wieder um ein Stück mehr verbaut worden. Täglich sind es mehr als 11 Hektar Äcker und Wiesen, die aus der Produktion genommen werden. Die Folgen sind weithin sichtbar: Das Land ist völlig zersiedelt. Was das bedeutet? „Durch den Bodenverbrauch kommt es zu einem Verlust der Produktionsgrundlage und somit zu einer Gefährdung der heimischen Lebensmittelversorgung. Das ist auch eine Frage der nationalen Sicherheit! Daher muss es das oberste Ziel Österreichs sein, die Lebensgrundlage Boden zu erhalten, nicht durch Verbauung weiter zu zerstören und die Selbstversorgung Österreichs mit heimischen Lebensmitteln aufs Spiel zu setzen. Hier herrscht jedenfalls Handlungsbedarf“, so der eingehende Appell des Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, und des Autors der im Rahmen des Pressegespräches präsentierten WIFO-Studie „Bodenverbrauch nimmt uns Essen vom Teller“, Franz Sinabell.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden annähernd 130.000 Hektar Ackerfläche verbaut. Die Vorteile der Verbauung sind jenen unmittelbar einsichtig, die sie vorantreiben: Sei es die Bereitstellung von Flächen zur Deckung von Wohnbedürfnissen, von Betriebsstätten oder zur Errichtung von Sportanlagen zur Erholung und von Straßen, die für die Zugänglichkeit dieser Anlagen nötig sind. Die Nachteile der Verbauung liegen nicht so evident auf der Hand. Zu ihnen zählen neben dem Verlust von naturnahen Flächen und den damit verbundenen Ökosystemleistungen die Einschränkung des Produktionspotentials und der Versorgungssicherheit. In der WIFO-Studie wird die Dringlichkeit der Begrenzung des Flächenverbrauchs dargestellt, um den Verlust der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln einzudämmen. „Das Augenmerk liegt auf Ackerland, weil darauf Nahrung erzeugt werden kann, die dem Menschen unmittelbar zugänglich ist. Die Ergebnisse zeigen, dass das Ackerland zwischen 1999 und 2020 um über 72.000 Hektar abgenommen hat. Im selben Zeitraum verringerte sich die Fläche des Ackerlandes von 1.750 auf 1.460 m2 pro Person. Dieser Rückgang setzt sich einerseits aus dem Verlust von Ackerland und andererseits aus dem Anstieg der Bevölkerung zusammen. Umgerechnet in Versorgungsleistung bedeutet der Rückgang des Ackerlandes, dass in Österreich binnen 20 Jahren etwa 480.000 Menschen pro Jahr weniger ernährt werden können“, fasst Franz Sinabell die Studienergebnisse zusammen.
Faktum ist: Ackerland und Grünflächen sind durch die Verbauung für immer tot. „Bei der gegenwärtigen Situation hängt ein Damoklesschwert über unserer autonomen Grundversorgung. Daher brauchen wir rasch eine Kurskorrektur: Stoppen wir den Bodenverbrauch, sichern wir so unser Essen“, so der abschließende gemeinsame Appell von Weinberger und Sinabell.
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