RWA: Preisrückgänge mindern Umsatz
Die Raiffeisen Ware Austria blickt auf ein herausforderndes Jahr 2023 zurück. Generaldirektor Reinhard Wolf gab bei einer Pressekonferenz dazu einen Abriss der Ereignisse.
Der RWA-Konzern erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2023 trotz der volatilen Einflussfaktoren in den unterschiedlichen Geschäftsbereichen einen Konzernumsatz von 3,56 Mrd. EUR. Der Gewinn von 23,93 Mio. EUR vor Steuern sei angesichts der stark rückläufigen Rohstoffpreise zufriedenstellend, aber mit dem außergewöhnlichen Erfolg des Vorjahres nicht vergleichbar, sagte Wolf bei der Zusammenkunft in der RWA-Zentrale in Korneuburg. „Geopolitisch stand das Jahr 2023 im Zeichen großer Verunsicherung durch die Krisenherde Ukraine und Gaza, durch den Beschuss von Handelsschiffen im Roten Meer und die nervöse Reaktion der Energie-Märkte.“
Die anhaltend hohe Inflation in Österreich habe zu starken Kostensteigerungen in praktisch allen Bereichen und zu einem gedämpften Konsumverhalten der Bevölkerung geführt. Mehrere Zinserhöhungsschritte der EZB innerhalb kurzer Zeit erschwerten langfristige Investitionsplanungen. „Ein starker Einflussfaktor im landwirtschaftlichen Umfeld ist der europäische Green Deal. Die von der EU gesetzten Ziele haben zur Folge, dass in Europa weniger produziert wird.“ Durch das Verbot von bewährten Beizmitteln und den Mangel an neuen Wirkstoffen in der EU leidet aber zunehmend die Ertragssicherheit. „Die fehlende Beize beim Kürbis im Jahr 2023 und deren Folgen ist nur eines von vielen Beispielen hierfür. In den Jahren 2021 bis 2023 stehen 15 nicht mehr zugelassene Wirkstoffe gerade einmal vier Neuzulassungen gegenüber“, so Wolf.
Der Bereich Agrar verzeichnete 2023 ein insgesamt stabiles Geschäftsjahr. Die Erlöse für landwirtschaftliche Erzeugnisse sind wieder gesunken, parallel dazu aber auch die Preise für Dünger und andere Betriebsmittel. Über eine gute Nachfrage nach Neumaschinen konnten sich das Lagerhaus TechnikCenter (LTC) und die Genossenschaften auch 2023 freuen. „Die LTC-Exklusiv-Marke John Deere ist Marktführer bei Traktoren mit mehr als 150 PS, auf dem Gesamt-Traktorenmarkt liegt sie auf Rang 2“, verlautet die RWA. Im Energiesektor dominiere der stark forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energie. Vor allem im 1. Halbjahr kam es zu einer enormen Nachfrage nach Pellets. Das Tochterunternehmen Solar Solutions ist mittlerweile einer der größten Projektentwickler für Photovoltaikanlagen in Österreich. 2023 wurden rund 300.000 m2 Sonnenmodule für externe Kunden montiert. Nach zwei außergewöhnlich guten Jahren konnte der Bereich Haus & Garten im vergangenen Jahr einen leichten Zuwachs erwirtschaften. Der Bereich Baustoffe hingegen zeigt sich negativ beeinflusst von stark gestiegenen Baukosten, teuren Finanzierungen und der deutlich erschwerten Kreditvergabe an private Kaufinteressenten.
Die deutlich spürbaren Einflüsse des Klimawandels haben das Saatgutjahr 2023 maßgeblich beeinflusst. „Einer hohen Nachfrage aufgrund der Ausfälle 2022 stand ein geringeres Angebot an Vermehrungsflächen gegenüber“ analysierte Wolf. Durch das Verbot von bewährten Beizmitteln und den Mangel an neuen Wirkstoffen in der EU leide zudem die Ertragssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe. Der Bereich Landwirtschaftliche Erzeugnisse war 2023 vor allem durch eine starke Marktverunsicherung und enorme Preisschwankungen geprägt. Der im Frühjahr 2023 einsetzende Rückgang der Marktpreise für so gut wie alle Getreide- und Ölsaatenkulturen sowie der kräftige Anstieg der Zinsen, der die Kosten der Vorratshaltung erheblich erhöhte, haben dazu geführt, dass sich die verarbeitende Industrie in ihrem Einkaufsverhalten sehr zurückhaltend gezeigt hat. Im Bio-Bereich ist seit Herbst 2023 eine leichte Erholung spürbar. Von Herbst 2022 bis zum Frühjahr 2023 war das Bio-Geschäft auf Grund der Inflationssituation deutlich zurückgegangen.
In Österreich hat sich die Gesamtsituation im Futtermittelbereich am Markt gegenüber 2022 deutlich verändert. Die kontinuierlich sinkenden Rohstoffpreise im ersten Halbjahr standen einem angespannten Mischfuttermarkt gegenüber. Die zweite Jahreshälfte zeigte wieder stabile Verhältnisse. Der Bereich Schwein stand nach wie vor unter großem Druck angesichts der öffentlichen Diskussion über Vollspaltenböden und dem gekippten Regierungsübereinkommen für die Übergangsfrist. Die Bereiche Rind und Fisch hingegen entwickelten sich stabil und Geflügel erzielte 2023 ein weiteres Wachstum.
Im Bereich Betriebsmittel gingen die Düngermengen 2023 stark zurück. Durch stark fallende Gaspreise und damit anhaltend fallende Stickstoffkosten kam es zu deutlichen Preisreduktionen. Im Spätsommer 2023 lagen die Preise auf Vorkriegsniveau. Dennoch konnte die Kaufzurückhaltung der letzten Monate des Jahres 2022 nicht kompensiert werden. Es ist anzunehmen, dass der Düngemitteleinsatz 2024 wieder steigen wird, glaubt man in der RWA. Im Pflanzenschutzmarkt zeichnete sich 2023 ein Wechsel des Schwerpunkts ab. Beim Pflanzenschutz war vor allem der Einsatz von Fungiziden im Getreideanbau nach dem Einsetzen starker Niederschläge in ersten Halbjahr 2023 Thema. In der zweiten Jahreshälfte sorgten optimale Wetterbedingungen im Herbst für eine lange Anwendungsperiode im Getreidebau. „Die Rahmenbedingungen für landwirtschaftliche Betriebe sind aktuell herausfordernd. Von Klimawandel und geopolitischen Verschiebungen, die das Marktgeschehen direkt beeinflussen, bis hin zu Regulierungen und Digitalisierung gibt es viele Facetten, die Einfluss auf die tägliche Arbeit nehmen“, meinte Wolf.
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