NIEDERÖSTERREICH IM FOKUS

Bauern und Klima schützen
Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten. So scharf und pointiert möchte man oft antworten, wenn man in den Medien, im Internet oder am Stammtisch vermeintliche Erkenntnisse lesen oder hören muss, die unsere Bäuerinnen und Bauern zu Klimasündern und Umweltverschmutzern abstempeln. In Wirklichkeit zeugen solche verbalen Rülpser aber nur von Unkenntnis oder gar Böswilligkeit.
Bei der Wintertagung des Ökosozialen Forums haben wir die Fakten auf den Tisch gelegt und das Bild zurechtgerückt: Unsere bäuerlichen Familienbetriebe sind ein wichtiger Teil der Klimalösung. Sie liefern Biomasse für die Energiewende, klimafitte Wälder für saubere Luft und fruchtbare Böden, die CO2 speichern. Das kann man kompliziert ausdrücken: Die Emissionen der Landwirtschaft betrugen im Jahr 2017 rund 8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, gleichzeitig bindet sie rund 27 Millionen Tonnen in ihren Produkten. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Die heimische Landwirtschaft macht uns satt und bindet gleichzeitig das Dreifache ihrer Emissionen. Und während die Energie-Emissionen im Verkehrsbereich seit 1990 um 74 Prozent angestiegen sind, sind sie in der Landwirtschaft um 32 Prozent gesunken. Ein wahrer Klimaheld ist auch die heimische Forstwirtschaft, in den österreichischen Wäldern ist nämlich so viel CO2 gespeichert, wie ganz Österreich in vierzig Jahren ausstößt. Gerade bewirtschaftete Wälder sparen und speichern dabei wesentlich mehr als naturbelassene, weil Holz genutzt wird, bevor es zu verrotten beginnt. Andere Sektoren müssen da erst nachziehen und ihren Klima-Beitrag leisten. Zum Schutz des Klimas und zum Schutz der Bauern.
Denn klar ist: Der Klimawandel ist in der Landwirtschaft angekommen, Unwetterkatastrophen, Dürren und Schädlingsdruck zeigen es. Der Borkenkäfer vernichtete im Mühl- & Waldviertel 30.000 ha Waldflächen, das entspricht drei Viertel der gesamten Wiener Landesfläche. Gerade für die heimischen Betriebe ist Klimaschutz also sehr wichtig. Und gleichzeitig ist der Weg der österreichischen Landwirtschaft ein Modell für ganz Europa, wie es auch der neue polnische Agrarkommissar Janusz Wojciechowski ausgedrückt hat. Nirgendwo werden Lebensmittel so umweltbewusst produziert wie bei uns, mit höchster Qualität und nach höchsten Standards. Das muss aber auch ermöglicht und honoriert werden. Einsparungen beim europäischen Agrarprogramm würden nicht nur unsere Betriebe gefährden, sondern auch Einsparung beim Klimaschutz bedeuten. Im Gegenteil, wir brauchen ein Agrarprogramm nach dem Motto „ökosozial statt marktradikal“ und europäische Klimazölle, zum Schutz der Bauern und zum Schutz des Klimas. Und wir brauchen faire Produktionsbedingungen statt immer strengere Regeln und Auflagen. Denn damit verdrängt man nur die Produktion ins Ausland und macht uns abhängig von Importen. So wie im Vorjahr, als plötzlich Erdäpfel aus Nordafrika in unsere Supermärkte geliefert wurden. Das ist doch nicht nur ein umweltpolitischer Wahnsinn, sondern auch moralisch verwerflich!
Allen muss klar sein: Bäuerliche Familienbetriebe sind die aktivsten Klimaschützer, und der Griff zu heimischen Lebensmitteln ist das einfachste Mittel gegen den Klimawandel. Oder noch einfacher ausgedrückt: Wer die Bauern schützt, schützt auch das Klima.

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