NIEDERÖSTERREICH IM FOKUS

Wir müssen die heimische Produktion stärken

Das Jahr 1989 war ein Jahr der fried­lichen Revolutionen. Die Berliner Mauer fiel und Vizekanzler Josef Riegler erfand die Ökosoziale Marktwirtschaft. Vor dreißig Jahr propagierte er, dass sich Umweltschutz auch finanziell rechnen kann. Und dasd die Wirtschaft nicht Raubbau an Ressourcen und der nächsten Generation betreiben darf. Ein Prinzip, das eigentlich aus der Land- und Forstwirtschaft kommt und von den bäuerlichen Familienbetrieben schon seit jeher so praktiziert wird. Kurz gesagt: Ökosozial ist, was Arbeit schafft, die Wirtschaft stützt und die Umwelt schützt.
Umweltschutz ist ja plötzlich in aller Munde. Die konkreten Taten sprechen aber oft das Gegenteil. Jugendliche gehen für das Klima demonstrieren und fliegen trotzdem um die halbe Welt. Bei Klimakonferenzen kommen zehntausende sogenannte Experten zusammen und produzieren mehr heiße Luft als Maßnahmen. Und gerade die Wiener Innenstadt hat die höchste Dichte an Geländewägen.
Schon Erich Kästner schrieb: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Was also tun? Am besten wäre es, sich in vielen Bereichen an der heimischen Wirtschaft und vor allem an der heimischen Landwirtschaft ein Beispiel zu nehmen. Schon längst ist es bei uns so, dass umweltfreundlich praktiziert wird. Das ist ein Ergebnis von strengen Umweltregeln und hohen Standards, vor allem aber von innovativen Unternehmen und Betrieben. Denn jede Tonne Stahl, die in Linz erzeugt wird, ist zehn Mal sauberer erzeugt worden, als wenn sie aus China importiert wird. Und jedes Kilo heimisches Rindfleisch verbraucht sechs Mal weniger Treibhausgase als importierte argentinische Steaks. Die heimischen Betriebe arbeiten längst umweltschonend. Damit setzen sie sich in vielen Fällen auf internationalen Märkten durch. Damit setzen sie sich in vielen Fällen aber auch harter Konkurrenz aus.
Gerade im Bereich der Lebensmittel werden Produkte im Supermarkt oft immer unvergleichbarer, weil mit Österreich geworben wird, aber dann nicht Österreich drinnen ist. Und weil Standards, auch auf Betrieben der Lebensmittelkonzerne selbst, in die Höhe geschraubt werden. Aber gleichzeitig die Preise, die unsere Bäuerinnen und Bauern für ihre Produkte bekommen, nach unten gedrückt werden. Das Ergebnis kann niemand freuen: Zwei von drei Puten werden mittlerweile importiert, weil sich die heimischen Betriebe aus dieser Sparte zurückgezogen haben. Diese Puten sind in anderen Ländern gemästet und geschlachtet worden. Und sie wurden dort unter garantiert niedrigeren Standards gehalten. Wir importieren damit also nicht nur billigere Preise, sondern auch niedrigere Umweltqualität und Tierleid.
Das muss nicht sein, wenn wir die heimische Produktion stärken, statt sie mit überzogenen Hürden aus der Heimat zu vertreiben. Im Gegenzug sollten wir eher schauen, dass auch Importe die ökologische Wahrheit sagen. Also eine europaweite Besteuerung von Schiffsdiesel und Flugbenzin, genauso wie die Einführung von europäischen Klimazöllen. Denn wenn Waren in anderen Erdteilen klimaschädlich hergestellt und dann zu uns importiert werden, braucht es einen Umwelt-Ausgleich. Rindfleisch und Erdbeeren müssen nicht fliegen, die können in unseren Regionen genauso gut oder noch viel besser produziert werden. Das hilft dem Klima und den heimischen Betrieben. Das ist ökosozial.