Landwirtschaftliche Betriebe in Österreich – stirbt der Haupterwerb aus?
KeyQUEST Detailauswertung aus der Landwirte-Befragung zur VISION 2028+ des BML
Im Rahmen des Projektes Vision 2028+ des Landwirtschaftsministeriums befragte KeyQUEST Marktforschung mehr als 1.500 Landwirte und Landwirtinnen zur Zukunft ihrer Betriebe. Eine aktuelle Detailauswertung zeigt, dass in den nächsten 10 Jahren die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe um 15%, die der Haupterwerbsbetriebe sogar um 22% zurückgehen wird. Damit wird die Zahl der Haupterwerbsbetriebe 2033 auf rund 31.000 schrumpfen.
Aktuell gibt es in Österreich rund 87.000 aktive landwirtschaftliche Betriebe (Betriebe mit AMA-Mehrfachantrag und mind. 5 Hektar). Davon werden laut vorliegender Studie 46% oder 40.000 Betriebe im Haupterwerb bewirtschaftet – wobei der Haupterwerbsanteil je nach Betriebstyp („wichtigster Betriebszweig“) recht unterschiedlich ausfällt. Hohe Haupterwerbsanteile finden sich vor allem bei Schweine- und Geflügelhaltern (ca. 75%), im Weinbau (68%), im Obst- und Gemüsebau (66%) und in der Milchproduktion (61%). Bei den Mutterkuhbetrieben hingegen wird nur jeder 4. Betrieb im Haupterwerb geführt, also drei Viertel im Nebenerwerb bewirtschaftet.
Strukturwandel schreitet voran – Aufgaberate nach Betriebstyp sehr unterschiedlich
Die Betriebsführer/innen wurden in der Studie aber nicht nur zur aktuellen Situation befragt, sondern auch zur voraussichtlichen Bewirtschaftungsart in 10 Jahren (2033). Hier zeigt sich, dass der Strukturwandel in etwa mit der Geschwindigkeit der letzten 20 Jahre weitergehen wird. Das bedeutet eine Aufgaberate von -1,5% bis -2% pro Jahr. Bis 2033 werden 15% der Betriebe aufgeben und die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe wird auf rund 74.000 zurückgehen. Der Haupterwerbsanteil wird von aktuell 46% auf ca. 42% absinken. Besonders stark wird der Rückgang bei den Betriebstypen Mutterkuhhaltung, Forst, Rindermast und Milchproduktion ausfallen. Steigende Haupterwerbsanteile konnten lediglich bei Obst-/Gemüsebetrieben und bei Direktvermarktern ermitteln werden.
Zukunftsweisende Geschäftsmodelle gefragt
Als Hauptursache sowohl für die Betriebsaufgabe als auch für den verstärkten Wechsel in den Nebenerwerb wurde eindeutig die „mangelnde Rentabilität“ genannt. Als kritischer Punkt kristallisiert sich dabei die Hofübergabe heraus, weiß auch Studienleiter Johannes Mayr. „Auch wenn viele potenzielle Hofübernehmer/innen Interesse am Betrieb zeigen, ohne wirtschaftliche Perspektive bleiben viele doch lieber bei ihrem außerlandwirtschaftlichen Beruf. Neben der wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines Betriebes zählt speziell für die junge Generation die zu erwartende Arbeitsbelastung – Stichwort Work-Life-Balance.“
Auch hier wiegen die beruflichen Perspektiven außerhalb der Landwirtschaft, wenn es um die Entscheidung zur Übernahme oder Fortführung des Betriebes (im Haupterwerb) geht. KeyQUEST Geschäftsführer Johannes Mayr rät allen Landwirtinnen und Landwirte in Zukunft noch stärker darauf zu achten, tragfähige Geschäftsmodelle für ihren Betrieb zu entwickeln. „Vor allem junge Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer brauchen Unterstützung bei der Entwicklung wirtschaftlicher und zukunftsweisender Betriebskonzepte. Diese könnten auch von außerhalb der etablierten Beratungsstrukturen kommen. Zum Beispiel von Handelsunternehmen oder Lebensmittelproduzenten, die auf verlässliche Lieferanten hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte angewiesen sind.“
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wirft auf jeden Fall viele Fragen auf, wie jener nach der Entwicklung resilienter ländlicher Räume und der Ernährungssicherheit, um nur zwei zentrale Themen zu nennen.
Die Eckdaten der Umfrage im Rahmen des Projektes VISION 2028+ des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft:
Befragungszeitraum: Dezember 2023
Telefonbefragung österreichweit bei landwirtschaftlichen Betriebsführern & Betriebsführerinnen
Stichprobengröße: n=1.505
befragt wurden Betriebe ab 5ha selbst bewirtschafteter Fläche (Ausnahme: Wein-, Obst-, Gemüsebau – diese wurden ab 1 ha befragt)
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