Jungunternehmertag der Landjugend
“Bäuerlichen JungunternehmerInnentag” Impulse
Die Landjugend ermöglicht Weiterbildung und Information. Mit dem “Bäuerlichen Jungunter-nehmertag” hat die Landjugend Österreich einmal mehr ihre Vorreiterrolle als Weiterbildungs- und Anlaufstelle für junge Menschen in agrarischen Fragen bewiesen. Spannende und praxisrelevante Inhalte wurden den angehenden Bäuerinnen und Bauern sowie interessierten Mitgliedern vermittelt. Aufgrund der Coronasituation gab es diesmal eine Liveübertragung der Referenten direkt zu den Teilnehmern nach Hause auf den Hof. Insgesamt wurde der bäuerliche Jungunternehmertag von 420 wissbegierigen Junglandwirten dazu genutzt, sich im Rahmen von verschiedensten Vorträgen über drängende Themen wie die aktuelle Marktsituation im Ackerbau, Zeitmanagement und Klimaanpassung hinsichtlich landwirtschaftlicher Kulturen zu informieren.
Herausforderungen im Ackerbau
Andreas Pfaller, Referatsleiter für pflanzliche Erzeugnisse in der Landwirtschaftskammer Österreich, berichtete über die Zukunft im Ackerbau. Die Herausforderungen sind hier vielfältig, allen voran klima-tische Veränderungen aber auch schwierige Produktionsbedingungen führen zur Veränderung im Portfolio der angebauten Kulturen, aber auch neue Arten werden interessant. „Die Niederschläge werden mehr und unregelmäßiger, sie verlagern sich tendenziell auch in den Winter, dies soll beim Anbau der Kulturen beachtet werden“, so Pfaller. Die Bodenbonität ist wesentlich für einen erfolgrei-chen Ertrag. Die markantesten Ackerbaugebiete erstrecken sich vom Weinviertel in Niederösterreich bis in das Burgenland und auch die Steiermark ist stark vom Maisanabau geprägt. Interessant ist auch die Ausweitung der Anbaufläche bei Melonen. Hier ist die Ernte in Österreich von rund 11 Tonnen im Jahr 2000 auf 1.392 Tonnen im Jahr 2019 gestiegen.
Direktvermarktung oder Verkauf an Erzeugerorganisationen
Markus Pannagl (Wien) und Martin Schnuppe (Kärnten) sind beide Jungübernehmer eines Garten-baubetriebes. Doch eines unterscheidet sie, Markus liefert seine Ernte an Erzeugerorganisationen und Martin setzt ganz auf den persönlichen Kontakt in der Direktvermarktung. „Durch die Direktvermark-tung habe ich die Möglichkeit einer eigenen Preisgestaltung, man ist hier von keinem abhängig außer von den Endkunden selbst. Mir gefällt der direkte Kontakt zu den KonsumentInnen, so kann ich meine Geschichte über unser Gemüse erzählen und die Kundenbindung wird gestärkt“, argumentiert Martin Schnuppe. Markus Pannagl hingegen setzt auf die Abnahmegarantie der großen Erzeugergemein-schaften. „Ich brauche kein Budget in das Marketing investieren, wir sind spezialisiert auf die Produk-tion einzelner Sorten und auch die Planbarkeit ist durch die Vermarktung an Erzeugerorganisationen einfacher“, kontert Markus. Beide sind sich jedoch einig, dass es nicht nur Vorteile gibt. Jeder Bauer, jede Bäuerin hat für sich und seinen Betrieb selbst zu entscheiden, welche Argumente ausschlagge-bend sind.
Aktuelle Entwicklungen am Getreidemarkt
Die Raiffeisen Ware Austria AG (RWA) ist das Großhandels- und Dienstleistungsunternehmen der Lagerhaus-Genossenschaften in Österreich und bildet mit ihnen im Verbund die führende Kraft am Land. Andreas Jirkowsky, Bereichsleiter für landwirtschaftliche Erzeugnisse in der RWA, gab einen Marktüberblick über das Getreide und aktuelle Entwicklungen. Die weltweite Produktion von Weizen ist von knapp 590 Mio. Tonnen auf 780 Mio. Tonnen in den letzten 20 Jahren gestiegen. „In Österreich hat es beim Anbau wesentliche Zuwächse in den Kulturen Ölkürbis, Sonnenblume, Dinkel und Win-tergerste gegeben. Rückgänge hingegen gab es bei Ölraps, Körnermais (in erster Linie Bio-Körnermais), Sommergerste und Zuckerrübe“, so Jirkowsky zu den Veränderungen der Anbauflächen 2019/20 gegenüber 2018/ 2019. „Ölraps kommt in den letzten Jahren mit einem Anbau von 35.000 ha schon in den Bereich der Nischenkulturen“, ergänzt Jirkowsky. Die Anbauverschiebungen sind verur-sacht durch klimatische Veränderungen und der Nachfrage nach bestimmten Produkten. Zu der Frage der Auswirkungen von der Corona-Pandemie auf das Agrargeschäft: „Im März gab es aufgrund von Hamsterkäufen einen kurzfristigen Anstieg des Verbrauches, vereinzelte Probleme in der Logistik im Exportgeschäft und ein Anstieg der Preise an den Börsen folgten. Nach dem Hype gab es einen spür-baren Rückgang der hohen Nachfrage durch den Lockdown, da die Gastronomiegeschäfte geschlos-sen blieben.“
Zeitmanagement gekonnt gemeistert
Barbara Eichinger führt seit 2016 gemeinsam mit ihrem Mann eine 100% weizenfreie und glutenfreie Bäckerei. Für Eichinger ist es wichtig, den Tag und die Woche zu planen und sich dabei klare Ziele zu setzen. „Routinetätigkeiten sind ein entscheidender Bereich und gehören bewusst in die Tagespla-nung eingeführt“, gibt Eichinger als Tipp. „Zeitfresser und Zeitmonster sollen identifiziert und ausge-schalten werden, da sie kostbare Ressourcen rauben.“ Führungskräfte wollen oft alles selber in der Hand haben, dabei ist es aber wichtig, dass man nicht alles selber macht. Bewusste Verantwortungen an Personen übertragen kann den Arbeitsalltag enorm erleichtern, doch dabei muss es einen Steuer-mann geben, der stets den Überblick behält.
“Es ist erfrischend zu sehen, wie viele junge Menschen Interesse an unser aller Zukunft zeigen. Nur durch den stetigen Austausch und die offene Diskussion können wir unsere Zukunft und die der Landwirtschaft selbst in die Hand nehmen und mitgestalten”, unterstrich Marianne Mikusch, Bundes-leiterin Stellvertreterin der Landjugend.
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