Hummeln beobachten und schützen
Hummeln sind sozialparasitische Wildbienen. Sie spielen eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung von mehreren hundert Wild- und Nutzpflanzen. Insbesondere fliegen sie auch bei kühlen Temperaturen aus, wenn Honigbienen und viele Wildbienen sich noch nicht hervorwagen. Bisher wurden 45 Hummelarten in Österreich nachgewiesen – drei davon sind jedoch inzwischen ausgestorben und fünf weitere vom Aussterben bedroht. Unerlässlich und Basis für den Schutz der dicken Brummer sind aktuelle Nachweisdaten. Daher bittet der Naturschutzbund, Hummelbeobachtungen auf naturbeobachtung.at zu teilen.
„Insgesamt sind in Österreich, Deutschland und der Schweiz mehr als ein Sechstel des weltweiten Hummelbestands beheimatet“, weiß der Hummel-Experte vom Naturschutzbund, Hans Neumayer. „Hummeln kommt – wie allen Bienenarten – aufgrund ihrer Bestäubungskünste von Wild- und Nutzpflanzen eine Schlüsselfunktion in Landökosystemen zu. Als Blütenbesucher brauchen sie ein reichhaltiges Blütenangebot über die ganze Saison und ausreichend Nistplätze. In arten- und strukturreiche Landschaften sowie Naturgärten fühlen sich Hummeln besonders wohl“, so der Experte.
Als eusoziale Bienen mit einjährigem Nestzyklus legen Hummeln Honigreserven für Schlechtwetterperioden an. Eusozial bedeutet, dass die Art Staaten bildet und ihr Sozialverband als Volk bezeichnet wird. Die Jungköniginnen überwintern einzeln, so investieren Hummeln ihre gesamte Energie in viele und gut ernährte Jungköniginnen. Honigbienen dagegen überwintern als Staat und konzentrieren ihre Energie auf große Reserven an Honig, die die Imker dann abschöpfen können. Hummeln fliegen im Gegensatz zu Honigbienen auch bei relativ kalten Temperaturen aus und zählen in kühlen Gegenden wie der Arktis oder den Alpen zu den wichtigsten Bestäubern. Die Fähigkeit, durch Muskelzittern ihre Körperwärme zu erhöhen, erlaubt ihnen, die Nesttemperatur unabhängig von der Außentemperatur zu erhalten, vorausgesetzt es gibt genug Vorräte an Energie, sprich Honig. Erst kürzlich wurde in einer englischsprachigen Studie nachgewiesen, dass Hummelköniginnen beim Überwintern bis zu einer Woche unter Wasser überleben können. Und: Hummeln sind stolze Besitzer von „Stinkefüßen“: Sie sondern über ihre Beinchen einen „Duftstoff“ ab, wodurch sie und andere wissen, dass eine Blüte schon besucht wurde. Dabei geht es also nicht um die Markierung eines Reviers, sondern darum, erfolgreicher und effizienter Nahrung zu sammeln.
Wie man Hummeln unterstützen kann?
Kontinuierliches Blütenangebot: Weiden, Taubnesseln, Beinwell, Klee-, Platterbsen- und Wickenarten, Salbei, Herzgespann und viele weitere heimische Pflanzen sind die Nahrungsbasis für Hummeln zu allen Jahreszeiten. Wer eine Wiese besitzt, sollte diese nur abschnittsweise mähen, damit immer genug Blüher vorhanden bleiben.
Nistplätze: Wer Hummeln liebt, kann Mäuse nicht hassen! Hummeln nisten bevorzugt in Mausnestern, die wiederum strukturreiche, nicht perfekt aufgeräumte Gärten mit vielen Früchten im Jahreskreis schätzen. Alternative Nistplätze für die dicken Brummer sind dichte Grasbüschel oder Moospolster – wilde Ecken in Gärten sind echte Hummelparadiese.
Nicht zuletzt kann man die dicken Brummer unterstützen, indem man sie fotografiert und die Bilder auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes – naturbeobachtung.at – oder der gleichnamigen App hochlädt. So sammeln sich Daten über die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Experten wie etwa Hans Neumayer werten diese aus und leiten daraus Schutzmaßnahmen ab. Aus den bisher eingegangenen Hummel-Daten auf naturbeobachtung.at konnte bereits die soeben erschienene „Rote Liste der Hummeln Österreichs“ erstellt werden.
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