GMEINER MEINT

Der Wolf lehrt die Bauern das Fürchten

Der Wolf kann einem das Fürchten lehren. Respektive die Diskussion über den Umgang mit dem Raubtier. Besonders, wenn man in der Landwirtschaft sein tägliches Brot verdient. Und das nicht nur als Almbauer. Die Diskussion um den Wolf geht die gesamte Landwirtschaft an. Es ist, als ob bei der Diskussion um den Wolf die Diskussion über die Landwirtschaft an sich, die in den nächsten Jahren auf die Bauern zukommt, Probe hält. Und das verheißt nichts Gutes.
Die Parallelen sind unübersehbar. Der Umgangston den Bauern gegenüber ist beim Thema Wolf meist herablassend, die Vorschläge kommen oft von Leuten ohne jede Kompetenz, aber mit Arroganz, und sind zum Teil hanebüchen. Sachargumente zählen nicht und schon gar nicht die Sorgen und Ängste der Bauern. Kurzum, es ist wie in den Debatten, mit denen die Landwirtschaft schon seit Jahren konfrontiert ist, nur härter.
Und dieser Stil wird in Zukunft wohl nicht allein auf den Wolf beschränkt bleiben, sondern sich auf die gesamte Landwirtschaft ausweiten. Eine Ahnung davon haben die Bauern schon in den vergangenen Jahren bekommen. Die Diskussion um agrarische Themen wurde immer schwieriger, der Ton immer aggressiver. Respekt und Wertschätzung wurden immer weniger, die Forderungen kompromissloser. Von der Tierhaltung angefangen, über den Pflanzenschutz und Green Deal, für den es von den Bauern keinen Beifall gibt, bis hin zur Biodiversitätsstrategie, die man auf den Höfen nicht verstehen kann.
Und es wird wohl noch heftiger werden. Der Wolf zeigt es. Es wird immer weniger mit der Landwirtschaft geredet, sondern immer mehr nur mehr über sie. Und das nicht von Leuten, die die entsprechende Kompetenz haben, sondern die politisch getrieben oder von irgendwelchen Ideen beseelt sind und die oft keine Ahnung von dem haben, worüber sie reden.
Dabei kommen die großen Auseinandersetzungen auf die Landwirtschaft wohl erst zu. Wenn kommt,  was beim Wolf zu erkennen ist, wird alles noch viel härter. Schon jetzt ist nicht zu übersehen, dass sich die Bauern immer schwerer tun, sich Gehör zu verschaffen. Sie sind hilflos gegen die Totschlagargumente, die gegen sie in Stellung gebracht werden, es verhallt wirkungslos, was sie sagen. Schon kann sich die Landwirtschaft kaum dagegen wehren, dass der gesellschaftliche Mainstream über sie drüberschwappt, den Printmedien, Fernsehen und Social Media füttern, Experten, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft ihre Süppchen
kochen, befeuern und den der Handel antreibt. Immer heftiger. Und immer kompromissloser.
Auch wenn es meist die Agrarpolitiker und die Standesvertreter sind, die direkt angegriffen und kritisiert werden, darf nicht übersehen werden, dass immer die Bauern und die Landwirtschaft gemeint sind und sie es sind, die die Suppe auslöffeln müssen, die ihnen eingebrockt wird.
Es sind allem Anschein nach keine großen Zeiten, die auf die Landwirtschaft zukommen, obwohl es aufgrund der Aufgaben, vor denen sie steht, große Zeiten sein müssten. Niemand kann für die Umwelt mehr leisten als die Landwirtschaft und auch nicht für die Erhaltung der Lebensräume und die Sicherung der Ernährung.
Aber das gilt immer weniger. Der Wolf zeigt es schon jetzt.

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