Gen-Tech-Kuhhandel drohe
Jetzt drohe der politische Kuhhandel: Die EU-Kommission plane, die Deregulierung der Neuen Gentechnik mit der EU-Pestizidreduktion (SUR) als “Package-Deal” zu verkaufen. Eine Analyse von foodwatch zeige jedoch, dass die hypothetischen Versprechen von neuen schädlings- oder krankheitsresistenten NGT-Pflanzen ein Ablenkungsmanöver sind. “Neue Gentechnik-Pflanzen bringen keine Pestizidreduktion – Im Gegenteil”, so GLOBAL 2000, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und foodwatch. “Vielmehr würde eine Deregulierung des EU-Gentechnikrechts Agrarkonzernen wie Bayer oder Corteva eine noch stärkere Kontrolle über unser Saatgut geben und das Geschäftsmodell von herbizidresistentem Saatgut inklusive Pestiziden im Paket stützen. Verlierer dieses toxischen Deals wären Umwelt, Biodiversität sowie die Konsumenten und die Bauern”.
In Ländern mit hohem Anteil an gentechnisch veränderten Sorten wurde in den 25 Jahren seit deren Einführung keinerlei Pestizidreduktion erreicht bzw. hat sich der Pestizideinsatz vervielfacht. “In Brasilien, beispielsweise, hat sich der Pestizidabsatz seit 2000 mehr als vervierfacht. Wenn es um die Reduzierung von Pestiziden in der Europäischen Union geht, ist das Potenzial der Neuen Gentechnik derzeit nahezu gleich Null. Das Potenzial einer Pestizidreduktion durch vorbeugenden Pflanzenschutz und ökologische Aufwertung liegt dagegen bei 60 bis 100 Prozent”, so Lars Neumeister, Studienautor und Pestizidexperte von foodwatch. Die EU ist jetzt gefordert, rasch ein ambitioniertes Gesetz zur verbindlichen Reduktion von Pestiziden sowie ein sinnvolles Messinstrument der Pestizidreduktion auf den Weg zu bringen.
“NGT-Pflanzen werden den Verlust der genetischen Vielfalt beschleunigen, insbesondere wenn die Gentechnik unter der Kontrolle einiger weniger globaler Pestizid- und Saatgut-Konzerne ist. Genetische Uniformität ist eine der Hauptursachen für den Einsatz von Pestiziden. Eine höhere genetische Uniformität führt wiederum zu einem höheren Pestizideinsatz und zum Einsatz noch gefährlicherer Pestizide gegen resistente Unkräuter. Dieser fatale Kreislauf kurbelt den Umsatz der Konzerne an”, erläutert Lars Neumeister. Die sechs größten Saatgutunternehmen haben einen Anteil von etwa 50 Prozent am weltweiten Saatgutmarkt. Vier dieser Unternehmen (Bayer, Syngenta, Corteva, BASF) sind auch die größten Verkäufer von Pestiziden.
Eine große Vielfalt auf unseren Feldern und lokal angepasste, robuste Sorten seien der Schlüssel für eine Landwirtschaft, die effektiv dazu beiträgt, die Klimakrise und die Biodiversitätskrise zu bewältigen. “Mit weniger oder sogar ohne chemisch-synthetische Pestizide zu arbeiten ist möglich – das zeige die Biolandwirtschaft. Auch der integrierte Pflanzenschutz setze zunächst auf Prävention und Förderung von Nützlingen. So kann schon eine breitere und vielfältige Fruchtfolge zu weniger Schaderregern beitragen. Gentechnisch veränderte Pflanzen mit einer eingefügten Herbizidresistenz helfen dagegen sicher nicht. Ganz im Gegenteil: Ihr mit mehr Pestizideinsatz verbundener Anbau schädigt die Biodiversität weiter. Die Wahlfreiheit für eine ökologische, gentechnikfreie Landwirtschaft, aber auch für Verbraucher, ist nur mit einem starken Gentechnikgesetz gesichert”, so Pia Voelker vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND).
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