Der bullige Kleine
Statt von tausenden Besuchern des Fendt-Feldtages bevölkert zeigte sich das Gut Wadenbrunn in Franken heuer recht beschaulich. Umso interessanter waren die Neuerungen, die STEFAN NIMMERVOLL beim exklusiven Pressecamp dort in Augenschein nehmen durfte.
Die zentrale Neuentwicklung des Allgäuer Landtechnikherstellers war dabei die dritte Generation des 200 Vario, auf die man bei Fendt spürbar stolz ist. In Wadenbrunn stand zwar erst eine Vorserie zur Besichtigung zur Verfügung, die wesentlichen Veränderungen waren darauf aber bereits verbaut. Am augenfälligsten ist die neue Optik des „Kleinen“ in der Fendt-Familie. Sein Design orientiert sich an den Riesen des Hauses, dem 900 und dem 1000 Vario. Dementsprechend bullig wirkt das Äußere. Nichtsdestotrotz seien Kompaktheit, Wendigkeit und ein geringes Gewicht weiterhin die Vorzüge des 200-ers hieß es bei der Präsentation.
„Wir haben alles durch den Fleischwolf gedreht und einen komplett neuen Traktor hingestellt“, verkündeten die Produktexperten. Zur Verfügung stehen fünf Dreizylinder-Modelle im Leistungsbereich von 79 bis 124 PS, jeweils in den Ausstattungsvarianten Power, Profi und Profi+. Erstmals kommt dabei auch AdBlue in der 200er-Serie zum Einsatz, um die verschärften Abgasnormen erfüllen zu können. Mit einem leeren Blatt Papier hat man bei der Kabine, die mehr Kopffreiheit als beim Vorgänger bietet und über eine neue Bedienkonsole mit dem Multifunktions-Joystick verfügt, begonnen. Damit wird auch hier das einheitliche Bedienkonzept FendtONE umgesetzt. Mit diesem kann sowohl am Traktor als auch am Tablet und zu Hause am PC auf alle betriebsrelevanten Daten zugegriffen werden.
Vor allem für Arbeiten im Wein- oder Obstbau ist die Kategorie 4-Kabinenfiltration wertvoll, da Pflanzenschutzgeräte hier sehr nahe am Traktor angebaut sind. Auch was die Sicht aus der Kabine die Traubenzone betrifft, ist ein weiterer Schritt vorwärts gelungen. Generell beansprucht der Konzern mit den Spezialtraktoren des 200 VFP Vario die Technologieführerschaft im Schmalspurbereich. Lange war man überhaupt der einzige Hersteller von Stufenlostraktoren in diesem Segment. Trotz des Zieles möglichst kompakt zu bleiben, hat Fendt beim neuen Modell mehr Platz im Zwischenachsbereich geschaffen, da beispielsweise die mechanische Unkrautbekämpfung wieder an Bedeutung gewinnt. Damit sollen Geräte komfortabler angebaut werden können.
Neben dem neuen 200-er zeigten die Deutschen auch einige Weiterentwicklungen bei anderen Maschinen. So wurde in Zusammenarbeit mit der AGCO-Brudermarke Challenger ein 1100 Vario MT entwickelt, der die Fendt-Stufenlosigkeit mit dem Raupen Know-How der Amerikaner vereinen soll. Im Fendt-Grün wird auch der Cargo T955-Teleskoplader des bayerischen Baumaschinenexperten Sennebogen vertrieben. Seine Kabine lässt sich auf 4,20 Meter Sichthöhe anheben und bietet damit einen einzigartigen Überblick über den Arbeitsbereich. Gigantomanisch wirkt der Ideal 10-Mähdrescher, der bei einer Spitzenleistung von 790 PS und einem Korntankvolumen von über 17.000 Litern ganz ohne Lenkrad auskommt und nur per Joystick gesteuert wird.
Einen Ausblick in die Zukunft bot der e100 Vario, der der erste praxistaugliche batteriebetriebene Traktor von Fendt werden soll. Der schon bestehende Prototyp wurde technisch überarbeitet und weiter entwickelt. Die Serienproduktion dieses Elektrofahrzeuges soll 2024 starten. Nicht gänzlich neu, aber wieder um einen Schritt verbessert wurden die kleinen Schwarmroboter mit Namen Xaver, die momentan noch mit Maissäscharen ausgestattet sind und autonom und aufeinander abgestimmt am Feld agieren. Wenn sie einmal serienreif sind, sollen auf Basis des Konzeptes auch Arbeiten wie die Unkrautbekämpfung von der Flotte durchgeführt werden können. Noch rechnet sich deren Einsatz zwar nicht. Fendt sieht die Entwicklung der digitalen Helfer aber als wertvolle Investition in die Zukunft.
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