Damit der Hof „happy“ bleibt
Ins festliche Ambiente des Brucknerhauses lud der Maschinenring Österreich zu seiner Bundestagung. Ein wichtiges Thema war dabei die Vorbeugung von psychischen und körperlichen Überlastungen.
Für den Maschinenring zählen nicht nur die betriebsübergreifende Hilfe bei der gemeinschaftlichen Nutzung von Maschinen und die Vermittlung von Dienstleistungen. Das wurde bei der Bundestagung 2025 in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz deutlich. „Wir wollen nicht zuschauen, wie ein Betrieb nach dem anderen Hof- und Stalltor schließt, weil keine Zeit für Urlaub bleibt und die Leute überlastet und krank werden“, machte Bundesobmann Franz Xaver Broidl klar. Jeder Angestellte habe Anspruch auf fünf Wochen Urlaub. „Auch in der Landwirtschaft muss es möglich sein, dass man nicht 365 Tage rund um die Uhr seinen Mann stehen muss.“
„Auf unseren Mitgliedsbetrieben ist verstärkter Druck spürbar“, meinte die Leiterin des Projektes „Gesund bleiben – Happy am Hof“, Gabriela Hinterberger. Dieses wurde vom Maschinenring gemeinsam mit anderen Organisationen aus dem agrarischen Umfeld aufgezogen. Ein Antrieb dafür: Jeder vierte Österreicher leidet Studien zufolge einmal pro Jahr unter einer psychischen Belastung. Nur 20 Prozent der Erkrankten nehmen aber Hilfe in Anspruch. Beängstigend sind die Zahlen aus der Landwirtschaft. „Hier geben 46 Prozent der Befragten, also fast doppelt so viele, an, im letzten Jahr mindestens einmal von einer psychischen Erkrankung oder Beschwerde betroffen gewesen zu sein.“ Dies wurzle in einer Situation der Unsicherheit und Überforderung.
Landwirte mit über 60 Stunden Wochenarbeitszeit sollten sich daher überlegen, ihren Betrieb umzuorganisieren, empfiehlt Hinterberger. „Bei vielen ist es aber leider so, dass sie eher an Suizid denken als ihren Hof anders aufzustellen.“ 20 Prozent der Land- und Forstwirte geben in einer Studie des Landwirtschaftsministeriums an, schon einmal Selbstmordgedanken gehabt zu haben. 15,6 Prozent dürften tatsächlich ein erhöhtes Suizidrisiko haben. Auch dies ist damit viel höher als in der Gesamtbevölkerung. „14 Prozent der Befragten sind von Einsamkeit betroffen, 11 Prozent haben keine Vertretungsmöglichkeit“, so Hinterberger weiter. Umso wichtiger sei es, etwas gegen Arbeitsüberlastung zu tun und sich Unterstützung zu holen, wenn man sich krank fühlt.
„Viele Leute arbeiten in die Belastung hinein, nehmen sich aber keine Zeit, um Hilfe zu suchen. Es ist aber keine Meisterleistung, mit 60 in den Rollstuhl zu fallen“, erklärte der Agrarleiter des Maschinenrings Oberösterreich, Roman Braun. Wenn seine Berater ausrücken würden, rauche es meist nicht nur, sondern brenne bereits lichterloh. „Dabei können wir einerseits temporäre zusätzliche Arbeitskräfte bei Arbeitsspitzen und die Übernahme von Dienstleistungen anbieten. Jeder Betrieb in Oberösterreich hat andererseits aber auch im Rahmen eines Versicherungsmodells Anspruch auf eine Agrarfachkraft bei sozialer Betriebshilfe oder Urlaub.“ Bei wiederkehrenden Einsätzen kenne diese dann bereits Herde und Technik.
„In der Landwirtschaft leben, lieben und arbeiten wir an einem Ort“, ergänzte Ines Jernej von Lebensqualität Bauernhof. „Wenn das Zusammenleben in der Familie aber nicht funktioniert, werden wir auch den Betrieb nicht gut führen können.“ Sie machte auf das Angebot des Bäuerlichen Sorgentelefons aufmerksam. Dort sei es möglich, anonym Entlastungsgespräche zu führen. „Manche haben daheim keinen, mit dem sie sprechen können. Oft hilft es aber schon, wenn einfach jemand zuhört.“ Im Jahr 2024 wurden so 527 Telefongespräche geführt, 842 Beratungsfälle erledigt und 220 Bildungsveranstaltungen organisiert.
Schon länger betreibt der Maschinenring zusätzlich die Hilfsaktion „Bauern für Bauern“. Mit dieser wird bäuerlichen Familien in Österreich und Südtirol in Notsituationen, etwa wenn ein Angehöriger verunglückt, rasch und unbürokratisch geholfen. Im Kern geht es dabei um Hilfe zur Selbsthilfe. „Unser Ziel ist es, dass die Betroffenen wieder Hoffnung schöpfen und die schwierigsten Zeiten überstehen können“, meinte MR-Ehrenobmann Johann Schinko, der die Aktion betreut. Seit 2007 konnten dabei über 2,3 Mio. Euro an 450 Bäuerinnen und Bauern in Not ausbezahlt werden. Vergeben werden die Mittel von einem neunköpfigen unabhängigen Gremium. Die betroffenen Familien bleiben dabei anonym. Gespeist wird „Bauern für Bauern“ von den regionalen Maschinenringen, Großspenden und unzähligen Privaten, die ihren kleinen Beitrag leisten.
www.happy-am-hof.at
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