Wie digitalisiert sich die Pflanzenproduktion?

Die achte Ausgabe des Hagel-Webinars fand diesmal zum Thema „Wie beeinflusst die Digitalisierung die Pflanzenproduktion?“ statt. Digitale Anwendungen helfen beim Pflanzenschutz und der Wettervorhersage. Für die Präzisionslandwirtschaft sind Maschinen mit intelligenten Technologien bestückt und kommunizieren untereinander. So fahren Roboter auf dem Feld und übernehmen Arbeitsgänge im Pflanzenbau. Satelliten liefern Informationen zur optimierten Düngung eines Schlages. Doch in welchen Bereichen wird Digitalisierung noch eingesetzt?  
Martin Mössler (ESA): Seit der Gründung im Jahr 2016 konnte das ESA Business Incubation Centre (BIC) Austria bemerkenswerte Erfolge in der Unterstützung von Space Tech Start-ups verzeichnen und Unternehmer dazu motivieren, ihr Unternehmen in Österreich auf- und auszubauen, und so eine einzigartige Landschaft für Space Tech Start-ups und Unternehmen geschaffen werden. Darüber hinaus hat ESA BIC Austria wesentlich dazu beigetragen aufzuzeigen, dass Österreich einen idealen Standort für unternehmerische Vorhaben bietet. Zu den Erfolgen zählen insbesondere die bisher 60 inkubierten Start-ups, viele davon im Bereich der Erdbeobachtung (EO). Es wird prognostiziert, dass Versicherungen einer der am schnellsten wachsenden Anwendungsfälle für EO sein werden. 
Stefan Polly (LK-NÖ): In einer sich rasch entwickelnden Welt ist es für Landwirte wichtiger denn je, Nahrungsmittel effizient zu produzieren. Durch die Digitalisierung des landwirtschaftlichen Prozesses können Landwirte mit den neuesten Informationen und Technologien in Verbindung treten, die ihnen helfen, die Effizienz zu steigern und die Produktion zu optimieren. Digitale Hilfsmittel eröffnen zahlreiche attraktive Perspektiven für die Bewirtschaftung. Mit GPS-fähigen Geräten lassen sich Überlappungen minimieren und Aufgaben wie das Behandeln von Pflanzen automatisieren. Die Robotik in der Landwirtschaft ist ein spannendes, neues Feld mit großem Potential. Sie kann für Aufgaben wie die Überwachung von Pflanzen, die Aussaat, die Pflege und sogar die Ernte eingesetzt werden. 
Klaus Steinmayr: Zwischen der „früheren“ und der heutigen Landwirtschaft gibt es doch sehr essenzielle Veränderungen, besonders wenn man die Aspekte Genauigkeit, Schlagkräftigkeit, Effizienz und Einsparungspotential sieht. Vom Pferd bis hin zum selbstfahrenden, bald vollautonomen Traktor haben die letzten zwei Generationen alles miterlebt. Heute läuft alles beim Traktor Display zusammen. Alle möglichen Einstellungen werden hier übernommen. Automatisches Fahren und Drehen am Ende der Spur, Teilbreitensteuerung sowie flächenspezifische Anwendungen, Überwachung über Telemetriedaten und das Einsetzen von intelligenten Sensoren gehören hier definitiv mit dazu. 
Maximilian Hardegg (Gutsverwaltung): Das Betriebsmotto von Gut Hardegg lautet „gelebte Artenvielfalt“, neben dem Tierwohl stehen die Erzeugung hochwertiger Nahrungsmittel und die Förderung von Natur und Biodiversität im Vordergrund. Im Bereich der Agrarverwaltung hat die Digitalisierung einen sehr hohen Stand erreicht hat, während in der betrieblichen Nutzung (Stichwort: Flächenspezifischer Pflanzenbau, Applikationskarten) noch einiges Potential offen ist. Auch die Vermittlung an die Gesellschaft steht für Hardegg im Vordergrund, der Nutzen der Digitalisierung muss also sichtbar werden. Die Weiterentwicklung sollte darin bestehen, dass ein Abbau der Regulierung stattfindet.  
Fabian Butzenlechner (Josephinum): Klimawandel, gesellschaftliche Ansprüche und eine Ressourcenkrise sind nur einige Herausforderungen, welche die Landwirtschaft mehr als nur beschäftigen. Im Projekt Innovation Farm forschen Josephinum, Raumberg-Gumpenstein und die Bildungswerkstatt Mold zu diesen Problematiken und wie Digitalisierung hier einen wesentlichen Beitrag leisten kann. Satellitendaten und künstliche Intelligenz helfen uns, Dünger zielgerichteter einzusetzen, Pflanzenschutzmittel einzusparen und Wasserreserven unter trockenen Bedingungen besser zu nutzen. Dabei spielen auch die Kohlenstoffdynamiken im Boden eine essentielle Rolle, vor allem wenn es um einen besseren Einsatz von Mineraldüngern und die effiziente Kompensation von Kohlendioxid geht. 
Marlene Tasser (BML): Gesellschaftliche Erwartungshaltungen, nachhaltige Produktionsprozesse und Ressourceneffizienz lassen sich mit Hilfe digitaler, smarter Lösungen umsetzen und schaffen Optimierungsmöglichkeiten für landwirtschaftliche Betriebe. Die Aufgabe der Verwaltung dabei ist, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und die Landwirtschaft bestmöglich zu unterstützen. Dazu zählen beispielsweise der Aufbau der Netzinfrastruktur, die Forcierung digitaler Kompetenzen und spezifische Fördermaßnahmen, um eine digitale Teilnahme aller sicherzustellen.  
Kurt Weinberger (Hagelversicherung): Digitalisierung nimmt seit fast zwei Jahrzehnten eine bedeutende Rolle ein, ob bei der Aufbereitung von Wetterdaten für die versicherten Betriebe oder auch der Nutzung von GIS-Karten und Satellitendaten für die Schadenserhebung. „Hätten wir unsere Schadenserhebung nicht zur Gänze digitalisiert, könnten wir nicht durchschnittlich rund 100.000 Feldstücke pro Jahr erheben und innerhalb von 2 Tagen auszahlen“, so Weinberger. Den Versicherten steht ein kostenloses Online-Tool für die eigenen Feldstücke zur Verfügung. So kann der zeitliche Verlauf der Pflanzenentwicklung verfolgt werden. Bei Abweichungen können punktgenau pflanzenbauliche Maßnahmen gesetzt werden. Für Bewirtschafter ist das wichtig, um in vielen Fällen durch unterschiedliche Maßnahmen wie Bewässerung, Mikronährstoffe, angepasste Düngergaben usw. Schäden zu reduzieren. „Dieses einzigartige, satellitengestützte Monitoring-Tool der Agrarflächen ist gelebte Digitalisierung in der Praxis und unterstützt beim Risikomanagement“, so Weinberger abschließend. 
Hinweis: Das Webinar zum Nachhören samt Präsentationen gibt´s auf: www.hagel.at

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