Köstingers Geduldsfaden gespannt
Die Ereignisse in der deutschen Fleischwirtschaft geben der österreichischen die Möglichkeit auf Unterschiede aufmerksam zu machen.
Die Schweinehaltung in Österreich spielt sich im Durchschnitt in wesentlich kleineren Betrieben ab als in Deutschland. Das hat aber auch zur Folge, dass die Kosten höher liegen. Gleiches trifft für die Schlachthöfe zu. Man wird in Österreich keinen Schlachtbetrieb finden, der 8.000 Personen beschäftigt, und auch keinen, der bis zu 33.000 Schweine täglich schlachten kann. Hiesige Schlachter beschäftigen bis zu 400 Personen und verarbeiten bis zu 2000 Schweine pro Tag.
Österreichs Schlachtbranche steht seit Jahren unter Kostendruck durch Niedrigstlöhne in Deutschland. Heimische Betriebe stellen ihre Arbeiter direkt an, ohne Subunternehmer, und bezahlen nach dem österreichischen Kollektivvertrag. Branchenkenner sprechen von 30-60% niedrigeren Lohnkosten in Deutschland. Wegen der Direktanstellung sind die heimischen Arbeitnehmer sozialrechtlich besser abgesichert.
Ab 2021 sollen in Deutschland neue Zeiten in die Schlachtbranche einziehen. Leiharbeit und Werkverträge sollen dann der Vergangenheit angehören.
Ministerin Köstinger zeigte sich erfreut über diese Nachrichten aus Deutschland. Haben doch die österreichischen Schlachtbetriebe schon lange unter diesen Praktiken gelitten. „Wir brauchen kein importiertes Billigfleisch, das unter niedrigsten Standards und ausbeuterischen Praktiken verarbeitet wurde. In Österreich wird Fleisch unter höchsten Hygiene- und Schutzstandards verarbeitet.“ Der aktuelle Anlassfall ist Wasser auf die Mühlen der Verfechter der Herkunftskennzeichnung. Nur so kann der Konsument eruieren, woher die Zutaten seines Essens kommen. Köstinger fordert nachdrücklich, dass es „mehr als überfällig ist, die Kennzeichnung rasch umzusetzen“.
(Redaktion Blick ins Land)
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