5. Dezember ist Weltbodentag

Der Weltbodentag am 5. Dezember sollte uns als internationaler Aktionstag ins Bewusstsein rufen: Der Boden ist eine überlebenswichtige Ressource. „Allein in den letzten 25 Jahren verloren wir 150.000 Hektar Äcker und Wiesen. Das entspricht der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Wenn man bedenkt, dass uns täglich weitere Agrarflächen von rund 20 Fußballfeldern abhandenkommen, dann ist diese Entwicklung unfassbar“, so Weinberger, Vorstand der Österreichischen Hagelversicherung. „Es muss das oberste Ziel sein, den Boden zu erhalten. Andernfalls gefährden wir die Selbstversorgung Österreichs“, so der ergänzende Appell von BOKU-Rektor Hasenauer, LKÖ-Präsident Moosbrugger,  Geschäftsführer-Stv. Umweltbundesamt Kienzl, und VCÖ-Geschäftsführer Nowak.

„Durch den Flächenverbrauch wird die Eigenversorgung mit hochwertigen Lebensmitteln weiter sinken und Österreich verletzbarer. Bei Getreide haben wir nur mehr einen Selbstversorgungsgrad von 85 Prozent. Auf der anderen Seite werden neue Hallen, Straßen und Gewerbezentren auf der grünen Wiese errichtet, während Ortskerne aussterben. Eine kluge Raumordnung mit dem Ziel der Innen- vor Außenentwicklung und die Revitalisierung leerstehender Immobilien sind ein Gebot der Stunde. Die Nutzung des Leerstands ist ein Beispiel, wo sich Ökologie und Ökonomie ergänzen. „Als Finanzmanager, der ständig mit den zunehmenden Naturkatastrophen konfrontiert ist, sage ich: Wir müssen das brennendste Umweltproblem Österreichs – den rasanten Flächenverbrauch – lösen.

„Unsere Böden sind Basis für gesunde Nahrungsmittel, Artenvielfalt sowie Klima- und Naturgefahrenschutz. Derzeit gelten landwirtschaftliche Böden als Restflächen, auf die alle zurückgreifen, wenn die anderen Nutzungsinteressen befriedigt sind. Das ist widersinnig, denn gerade sie brauchen einen besonderen Schutz. Ein Vorbild dabei ist die Schweiz, die das bestgeeignete ackerfähige Kulturland speziell erfasst und unter Schutz gestellt hat“, unterstreicht LK-Präsident Moosbrugger. Zusätzlich fordert er eine koordinierte Raumordnungspolitik, Bodenverbrauchsprüfungen als Bestandteil von Umweltverträglichkeitsprüfungen und dass der schonende Umgang mit dem Boden in einer 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern verankert wird.

„Landnutzung muss vielfältigen Ansprüchen gerecht werden. Es bestehen unterschiedliche Interessen: Die Ernährung der Weltbevölkerung, der Naturschutz oder die Bereitstellung von Ressourcen, die zu Konkurrenzen und zum Verlust land- und forstwirtschaftlicher Flächen führen. Eine Balance zu finden ist eine komplexe Aufgabe. Die Grundlagenforschung leistet dazu einen wichtigen Beitrag“, so Hasenauer.

„Böden sind unsere Lebensgrundlage, wir müssen sie endlich besser schützen“, meint Kienzl. Er plädiert für ein Flächenmanagement, das eine Verankerung der Bodenfunktionen in den entsprechenden Gesetzen vorsieht. Auch die Definition von Vorrangflächen für die landwirtschaftliche Produktion, für Hochwasser-Rückhaltung und ökologisch wertvolle Gebiete sind wichtige Elemente. „Wir müssen über nachhaltige Ansätze für die Siedlungs- und Gewerbeentwicklung ohne zusätzlichen Bodenverbrauch nachdenken. Die Nutzung von brachliegenden Flächen, schätzungsweise 40.000 Hektar, soll Vorrang vor der Ansiedlung auf der grünen Wiese haben“, so Kienzl.

In den vergangenen zehn Jahren wurden in Österreich im Schnitt täglich 2,4 Hektar für Verkehrsflächen verbaut, das entspricht der Fläche von vier Fußballfeldern, verdeutlicht der VCÖ. Während das Schienennetz geschrumpft ist, wurde das Straßennetz massiv ausgebaut. Längere und breitere Straßen sowie mehr Parkplätze führten dazu, dass aus immer mehr Böden Asphaltwüsten wurden. „Die Infrastrukturpolitik ist endlich in Einklang mit den Umwelt- und Klimazielen zu bringen. Wir brauchen deutlich mehr platzsparende Mobilität wie Öffentlicher Verkehr, Radfahren und Gehen“, fordert Willi Nowak von der kommenden Bundesregierung ein umfassendes Klimaschutz-Paket.

„Wenn wir heute nicht in den Bodenschutz investieren, werden die Schäden weiterhin steigen und wir werden in Zukunft auf viel Wohlstand verzichten müssen. Nur konsequenter Bodenschutz sichert die Ernährung der Menschen in Städten, am Land und hinterlässt zukünftigen Generationen eine intakte Umwelt und Natur. Unsere Kinder und Kindeskinder sind die Leidtragenden, wenn wir jetzt keine Kurskorrektur machen!“, so der abschließende gemeinsame Appell.